Geschichte des Bischof-Sproll-Bildungszentrums
Vom "Aschermittwochsgesetz" bis zur
Gründung des Gymnasiums
Mit einer Verfassungsänderung vom 8. Februar 1967 fing alles an. Die Große
Koalition in Baden-Württemberg änderte am Aschermittwoch, dem 8. Februar 1967
die Landesverfassung. Damit wurden im Landesteil Südwürttemberg-Hohenzollern
die staatlichen Bekenntnisschulen abgeschafft. Nun gab es auch im Südwesten des
Landes nur noch die "Christliche Gemeinschaftsschule" als Regelschule.
Bischof Dr. Carl Joseph Leiprecht konnte allerdings - durch beispiellosen
Einsatz und auf Drängen vieler Eltern - einen wesentlichen Passus in die
Verfassungsänderung einbringen: "Eine aufgelöste, zuvor staatliche
Bekenntnisschule, kann auf Antrag von Eltern in eine "Freie"
Bekenntnisschule umgewandelt und finanziell den staatlichen Schulen
gleichgestellt werden".
Wie in Bad Waldsee, Friedrichshafen, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil,
Rottenburg, Spaichingen und Tettnang formierten sich auch in Biberach mutige
katholische Eltern, die für ihre Kinder weiterhin eine katholische
Bekenntnisschule wollten. So gründeten 23 engagierte Eltern am 10. Dezember
1970 das "Freie Katholische Schulwerk Biberach an der Riß e. V." mit
dem Ziel, eine private Bekenntnisschule auf der Grundlage des
"Aschermittwochsgesetzes" sowie eine weiterführende Privatschule zu
gründen. Am 7. April 1971 wird der am 26. Februar 1971 gestellte Antrag auf
Umwandlung einer öffentlichen Volksschule in eine private, staatlich
geförderte Bekenntnisschule vom Oberschulamt Tübingen genehmigt. Nachdem kein
geeigneter Schulraum in Biberach vorhanden ist, bemüht sich das Schulwerk in
der Gemeinde Rißegg - damals noch selbstständig - um Bauland im Baugebiet
"Gschwendhalde". Bevor es allerdings noch zur Realisierung des
Projekts kommt, sollen noch einige Jahre verstreichen. Zunächst wird der schon
1971 geäußerte Wunsch nach einer Realschule vom Bischöflichen
Stiftungsschulamt vorläufig zurückgestellt. Das Raumprogramm Schule und Sport
wird vom Kultusministerium im Jahre 1973 genehmigt. Die beantragte Schwimmhalle
wird abgelehnt. Die Eingemeindung von Rißegg am 1. Januar 1974 macht alle
seitherigen Planungen wieder zunichte. Das Bauvorhaben gerät in eine
"Planungsmühle", wird in die Schulbedarfsplanung der Stadt Biberach
einbezogen. Für Rißegg wird eine einzügige Grundschule geplant. Der
ursprüngliche Standort Gschwendhalde muss im Jahre 1974 aufgegeben werden. Ein
neues Baugrundstück wird im Rahmen des Bebauungsplans "Schulen Rißegg"
erworben. In Rücksicht auf die öffentliche Grundschule in Rißegg verzichtet
das Schulwerk per Vertrag am 24. Mai 1977 vorläufig auf einen dritten
Grundschulzug und einigt sich in Bezug auf die Mitbenutzung der geplanten
Sporthalle für die öffentliche Schule, den Vereinssport und als Festhalle für
den Stadtteil Rißegg. Der dritte und damit endgültige Bauantrag vom 22. August
1977 wird am 6. April 1978 genehmigt. Kurze Zeit später wird der "Rote
Punkt" ausgehändigt. Baubeginn der neuen Schule ist am 21. August 1978.
Altbischof Dr. Carl Joseph Leiprecht ist am 4. März 1979 bei der
Grundsteinlegung dabei. Zum Schuljahr 1979 wird der erste Bauabschnitt, die
Grundschule, für den Schulbetrieb frei gegeben. Am 6. September 1979 beginn der
Schulbetrieb mit dem Tagsheim mit 161 Kindern in den Klassen 1 bis 3 der
Grundschule und 5-6 der Hauptschule. Gründungsrektor wird Ignaz Zachay. Zur
Leiterin des Tagesheims wird Angelika Schall bestellt.
Der Ruf nach einer Realschule wird lauter
Schon wenige Wochen nach Aufnahme des Schulbetriebs der
Bischof-Sproll-Schule bittet der Vorstand des Schulwerks um die Genehmigung
einer Realschule. Eine Unterschriftenaktion in dieser Angelegenheit mit 648
Unterzeichnenden aus dem Jahre 1980 unterstützt das Anliegen. Im Winter 1981
beschließt der Diözesanrat allerdings, die Gründung einer katholischen Freien
Realschule in Biberach zurückzustellen. Die Bemühungen um eine Realschule
werden allerdings nicht aufgegeben. So setzt sich Prälat Max Müller für das
Anliegen ein und erreicht beim Generalrat der Franziskanerinnen von Bonlanden
die grundsätzliche Bereitschaft, die Trägerschaft für eine in Biberach zu
errichtende Realschule zu übernehmen. Am 26. September 1984 erreicht eine
vierköpfige Delegation des Vorstands des Katholischen Schulwerks Biberach (Dr.
Kurt Diemer, Heinz-Peter Neher, Hermann-Josef Stütz, Dekan Walter Weber), die
von Prälat Max Müller und dem Leitenden Direktor Dr. Teufel untersützt wird,
bei Bischof Dr. Georg Moser die Zusage, sich für die Errichtung der Realschule
einzusetzen. Am 12. Juli 1984 wird zwischen der Kongregation der
Franziskanerinnen von Bonlanden, der Diözese und dem Katholischen Schulwerk
Biberach der Vertrag über die Trägerschaft der Realschule und den
Zusammenschluss von Grund-, Haupt- und Realschule zu einem Bildungszentrum
geschlossen. Im September 1984 wird der "Marchtaler Plan" an der
Grund- und Hauptschule eingeführt. Der Antrag auf Genehmigung einer Realschule
wird am 30. Juli 1986 durch das Staatliche Schulamt genehmigt. Mit 37 Mädchen
und Jungen wird am 26. August 1986 in den Räumen der Grund- und Hauptschule der
Betrieb der Realschule aufgenommen. Karl Meyer wird als Rektor der Realschule am
8. Dezember 1986 offiziell eingesetzt. Ignaz Zachay wird zugleich Leiter des
Bildungszentrums. Am 23. Mai 1987 wird durch Prälat Max Müller der Grundstein
für den Realschulbau gelegt. Am 3. Juni 1989 wird im Rahmen des 10-jährigen
Jubiläums der Grund- und Hauptschule und des Tagesheims die Realschule
offiziell von Domkapitular Professor Dr. Bernhard Krautter eingeweiht.
Schulwerk greift langgehegten Wunsch nach einem Gymnasium auf
Ende der 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts greift der Vorstand des
Katholischen Schulwerks Biberach e.V. den lange gehegten Wunsch nach einem
Gymnasium auf. Am 20. Mai 2000 wird nach kurzer Bauzeit der Erweiterungsbau für
die Hauptschule (Raumbedarf für die Werkrealschule; Bau eines
Informatikbereichs, Erweiterung des Raumangebots für die Naturwissenschaften)
als Aufstockung eines Sechseck-Clusters der bestehenden Schule eingeweiht. Am 7.
Februar 2001 wird erneut die Realisierung eines Gymnasium vom Vorstand des
Katholischen Schulwerks befürwortet. Als in der Nähe des Bildungszentrums ein
Schweinemastbetrieb gebaut werden soll, richtet das Katholische Schulwerk eine
Bauanfrage an die Stadt Biberach zum Bau eines Gymnasiums. Dieses Ansinnen kommt
sowohl der Rißegger Bürgerschaft als auch den Interessen der Stadt Biberach
sehr entgegen. Bei einer Gerichtsverhandlung des Verwaltungsgerichts Sigmaringen
wird das Gymnasium als gewichtiges Argument gegen den Schweinemastbetrieb
vorgetragen. Mit Erfolg. Die Entscheidung über das Vorhaben Schweinemastbetrieb
wird am 11. September 2002 bei einer Sitzung in Rißegg vertagt. Ein Jahr
später wird das Verfahren eingestellt, weil der Landwirt sich entschloss, eine
Grüngutverwertungsanlage statt des Schweinemastbetriebs zu bauen.
Am 19. Mai 2001 wird die Bischof-Sproll-Schulstiftung gegründet. Die erste
örtliche Schulstiftung in der Diözese Rottenburg-Stuttgart soll die
Trägerschaft aller am Bildungszentrum bestehenden Einrichtungen übernehmen und
deren Existenz finanziell langfristig sichern. Bei der Stiftungsgründung ist
Bischof Dr. Gebhard Fürst selbst zugegen. Das Dokument, in welchem die
Schulträgerschaft auf die Bischof-Sproll-Schulstiftung übertragen wird, wird
von der Generaloberin der Franziskanerinnen von Bonlanden, Schwester Veronika
Mang und dem Vorsitzenden des Katholischen Schulwerks Biberach E. V., Hans Herre,
unterzeichnet. Im Rahmen der Errichtung der Schulstiftung erklärt Bischof Dr.
Gebhard Fürst, dass die Diözese aufgrund der bestehenden Finanzlage sich
außer Stande sieht, eine finanzielle Unterstützung für das geplante Gymnasium
zuzusagen. Dennoch unterstützt er das Anliegen und zeigt sich schließlich gar
prophetisch mit der Bemerkung: "Gute Ideen ziehen das Geld nach".
Im Juni 2002 beschließt der Stiftungsrat ein Finanzierungskonzept für die
langfristige Sicherung des Bischof-Sproll-Bildungszentrums und für die
Realisierung des gewünschten Gymnasiums. Kern des Konzeptes ist eine deutliche
Erhöhung des Schulgeldes. Gleichzeitig wird bei der diözesanen Schulstiftung
der Antrag auf Genehmigung eines Gymnasiums gestellt. Nachdem die Biberacher
Stadtverwaltung und die Vorsitzenden der im Gemeinderat der Stadt Biberach
vertretenen Fraktionen informiert wurden und grundsätzliche Zustimmung für das
Vorhaben signalisierten, stimmt am 13. Dezember 2002 der diözesane Stiftungsrat
dem Bau eines Gymnasiums zu. Das Jahr 2003 ist geprägt von Planungen für und
Verhandlungen um das Gymnasium. Das Investitionsprogramm "Zukunft Bildung
und Betreuung" (IZBB) der Bundesregierung trägt seinen Teil dazu bei, dass
das neue Gymnasium als Ganztagesschule mit durchweg drei Unterrichtsnachmittagen
konzipiert wird. Nachdem mit dem Gymnasium eine Erhöhung der Schülerzahlen im
BSBZ von circa 840 auf dann 1.300 Schülerinnen und Schüler zu erwarten ist,
wird in die Planungen um das Raumprogramm auch eine neue Schülermensa und eine
dreiteilige Turnhalle einbezogen. Zudem wird mit der Stadt Biberach verhandelt,
wie die Gefahrensituation an der Bushaltestelle entschärft werden kann. Im Juli
2004 kommt schließlich die Zusage von 8,86 Mio Euro für den Bau des neuen
Gymnasiums und der Schülermensa. So scheint sich die Prophezeiung von Bischof
Dr. Gebhard Fürst, dass "gute Ideen das Geld nach sich ziehen" doch
noch erfüllt zu haben. Das Gymnasium startet allerdings zunächst in einem
Provisorium, das für zwei Jahre als Schulraum für das Gymnasium dienen soll.
Baubeginn für Turnhalle und Gymnasium soll im Herbst 2004 sein.
Gründungsrektor des Gymnasiums wird Günter Brutscher, der zuvor drei Jahre
lang als Studienleiter am Studienkolleg Obermarchtal arbeitete. Als Nachfolger von Ignaz
Zachay, der zum Schuljahresende 2004 in Ruhestand geht, wird Robert Stützle
bestellt. Robert Stützle war schon früher Lehrer an der Grund- und Hauptschule des
Bischof-Sproll-Bildungszentrums.
Quelle: Der obige geschichtliche Überblick für das Bischof-Sproll-Bildungszentrum wurde im Wesentlichen in Anlehnung an die Ausführungen von Hermann-Josef Stütz und Ignaz Zachay in der Festschrift anlässlich des 25-jährigen Bestehens des BSBZ (Seite 76 - 83) zusammen gestellt