Fußballfan,
Adoptivvater von 20 Kindern, Vegetarier und Erzbischof
- Erzbischof Dr. Peter Kwasi Sarpong zu Gast am BSBZ
BSBZ (17. März 2005) -
Immer
wieder lacht er herzerfrischend, wenn die Fünftklässler am
Bischof-Sproll-Bildungszentrum Biberach dem hohen Gast aus Ghana eine ihrer
zahllosen Fragen stellen. Dabei wollen die 10- bis 11-Jährigen fast alles von
dem groß gewachsenen und liebenswürdigen Erzbischof wissen. Ob Schwarze
Sonnenbrand bekommen können, wie alt er ist, was es für Tiere in Afrika gibt,
ob er sich vorstellen könne, dass ein Bischof aus Afrika, vielleicht sogar er
selbst, der nächste Papst sein könnte oder wie die Kinder in Ghana leben. Dies
und noch vieles mehr interessiert die Mädchen und Jungen vom BSBZ. Und als dann
Timo noch am selben Tag wie der Erzbischof Geburtstag hat, überreicht er ihm
sogleich einen Schal in den bunten Farben Afrikas.
Erzbischof Dr. Peter Kwasi Sarpong war am vergangenen Donnerstagvormittag zu
einem Kurzbesuch am Bischof-Sproll-Bildungszentrum. Der Oberhirte der
Erzdiözese Kumasi, der zweitgrößten Stadt in Ghana, kam zu den
"Interkulturellen Begegnungstagen" ans Studienkolleg Obermarchtal.
Nachdem er die weite Reise, die, auch das wollten die Schüler wissen, mit dem
Flugzeug sieben Stunden dauert, schon angetreten hatte, blieb er gleich noch ein
paar Tage mehr in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Am Freitagvormittag ging es
aus dem für ghanaische Verhältnisse trotz linder Frühlingsluft noch immer gar
so kalten Deutschland zurück in die Tropen, wo die Temperatur das ganze Jahr
über zwischen 20 und 45 Grad liegt. Erzbischof Dr. Sarpong, ein vor allem in
der Anthropologie auch wissenschaftlich anerkannter Theologe, berichtete den
etwa 130 Schülern der fünften Klassen zunächst vom Leben der ghanaischen
Schüler. Dabei zeigte er sich beeindruckt vom Schulgebäude des BSBZ. In Ghana,
wo insbesondere in den Dörfern mehr als 50 Prozent der Kinder gar nicht zur
Schule gehen können und zudem akuter Lehrermangel besteht, glichen die Schulen
zum Teil eher "Ställen", wie Sarpong berichtete. Neben den
schulischen Problemen, so Sarpong, plagten die Menschen Krankheiten, die wegen
fehlender Medizin nicht geheilt werden können, unzureichende Behausungen und
das Problem, dass es zu wenig gute Kleidung gebe. Das Kinderhilfswerk helfe
dabei vielfach, wenigstens die größte Not zu lindern. Trotz allem, so
versicherte das "Sonntagskind", wie sein Zweitname "Kwasi"
verrät, der allen an einem Sonntag geborenen Kindern in seiner Heimat gegeben
wird, seien die Kinder in Ghana glücklich.
Es waren vor allem sehr persönliche Fragen, die die Schülerinnen und Schüler
zum Teil sogar in englischer Sprache, an den 73-Jährigen richteten. Geduldig
und mit viel Humor erzählte er, der früher selbst Torwart und Schiedsrichter
war, dass er noch immer Fußballfan sei, dass von seinen eigentlich 10
Geschwistern schon vier als kleine Kinder verstarben, dass er selbst Vegetarier
sei, warum er Priester wurde
und wie er vor mittlerweile 35 Jahren zum Erzbischof vom damaligen Papst Paul VI
berufen wurde. Dass ein Afrikaner wieder einmal Papst werden könnte, nachdem es
in der Geschichte der Kirche schon drei Päpste aus Afrika gegeben habe, könne
er sich vorstellen. Er selbst käme allerdings wohl nicht in Frage, so der
bescheidene kirchliche Würdenträger. Nicht wenig erstaunt waren die Schüler,
als Sarpong erklärte, dass er wohl schon mehr als 20 Kindern adoptiert hätte.
Vermutlich bedeutet die Adoption in Ghana die Sorge um das Wohlergehen der
Kinder und ist damit vom deutschen Adoptionsrecht deutlich verschieden, so
erklärte der Begleiter von Erzbischof Sarpong, Dr. Wilhelm Otte, ein
ausgewiesener Afrikaexperte und selbst "Chief" eines Stammes in
Afrika, der auch die Übersetzerdienste übernahm. Dr. Otte war es dann auch,
der den Schülern abschließend noch einige Erläuterungen zur Ashanti-Kultur
Ghanas gab, die auch die geistige Heimat des Erzbischofs ist. Die Ashanti leben
einen sehr intensiven Ahnenkult, streben nach Einheit in der Verschiedenheit und
messen dem gesprochenen Wort große Bedeutung zu. "Das Wort", so Otte,
"ist Teil des Geistes, der dem Gesprächspartner geschenkt wird". Dass
dabei auch Musik und Tanz eine große Rolle spielen, verdeutlichte Otte mit einem
afrikanischen Sprichwort. "Wenn ich spreche, lebe ich, wenn ich singe,
feiere ich, wenn ich tanze, bete ich". Sprach's, nahm seine Gitarre und sang
mit den Schülerinnen und Schüler ein afrikanisches Lied zum Abschluss der fast
zweistündigen Veranstaltung.
Wie sehr der afrikanische Gast und sein Begleiter die jungen Leute begeistern
konnte, wurde an dem lang anhaltenden Beifall und der anschließenden
"Autogrammstunde" mit dem Erzbischof deutlich.
Text und Fotos: Günter Brutscher