Bischof Dr. Joannes Baptista Sproll (2. Oktober 1870 bis 4. März 1949)
Das Bischof-Sproll-Bildungszentrum
Biberach-Rißegg hat den Namen des "Bekennerbischofs" Joannes Baptista
Sproll nicht nur deshalb gewählt, weil dieser ganz in der Nähe des
Schulgeländes geboren wurde. Vielmehr wissen sich die Verantwortlichen in der
Tradition des mutigen, aufrechten und doch humorvollen und immer sehr bescheiden
gebliebenen Bischofs aus dem beschaulichen Schweinhausen südlich von Biberach.
Die folgenden Anmerkungen
sind im Wesentlichen aus der Festschrift anlässlich des 25-jährigen Jubiläums
des Bischof-Sproll-Bildungszentrums entnommen. Pfarrer i. R. Franz X. Schmid hat
sich in dieser Festschrift ausführlich mit dem Namensgeber des Bildungszentrums
befasst.
Die Kurzbiographie ist eine überarbeitete Kopie folgender Internetseite:
http://www.bautz.de/bbkl/s/sproll_j_b.shtml,
09.08.2004. Einige Informationen entstammen dem Beitrag von Paul Kopf aus der
Festschrift anlässlich der Einweihung der Bischof-Sproll-Schule aus dem Jahr
1980.
Dr. Joannes Baptista Sproll, "Bekennerbischof" von
Rottenburg, geboren am 02.10.1870 in Schweinhausen bei Biberach als erster
Sohn
des Straßenwärters Josef Sproll und seiner Ehefrau Anna Maria, geb. Frener,
gestorben am 04.03.1949 in Rottenburg. Sproll besuchte zunächst die
Lateinschule in Biberach, sodann als Konviktor das Gymnasium in Ehingen/Donau.
Nach dem Theologiestudium am Wilhelmsstift in Tübingen in den Jahren 1890-1894
promovierte er 1898 mit einer Arbeit über die Rechts- und Verfassungsgeschichte
des Tübinger St. Georgen-Stiftes zum Dr.phil. Nach der Priesterweihe am 16.
Juli 1895 und einem
zweijährigem Vikariat in Hofs bei Leutkirch und in Oberndorf/Neckar wurde er
1897 Repetent für Kirchenrecht am Wilhelmsstift. Zwischen 1900 und 1909 war er
Subregens im Priesterseminar in Rottenburg. In dieser Zeit publizierte er eine
Anzahl kleinerer und größerer Untersuchungen zur kirchlichen Verwaltung und zur
Diözesangeschichte. Hinzu traten lokalhistorische Publikationen und eine
Landesbeschreibung von Württemberg. Bevor Bischof Keppler von Rottenburg ihn
1912 zum Domkapitular berief, war Sproll drei Jahre lang Pfarrer in Kirchen bei
Ehingen/Donau. Ende Oktober 1913 erfolgte seine Ernennung zum Generalvikar. Mit
dem Datum der Bischofsweihe am 18. Juni 1916 bekleidete er zusätzlich das Amt des Weihbischofs von
Rottenburg. Am 14. Juni 1927 erfolgte seine Inthronisation als Oberhirte dieser
Diözese. So wurde Dr. Sproll Nachfolger des schon am 16. Juli 1926 verstorbenen
Bischofs Paul Wilhelm v. Keppler und siebter Bischof der Diözese
Rottenburg. Die Vereinsarbeit im Sinne der von Papst Pius XI. initiierten und von
Nuntius Eugenio Pacelli (später Papst Pius XII) auf dem Katholikentag in
Magdeburg im Jahre 1928 ausgerufenen "Actio catholica", welche die
katholischen Laien wieder näher an die Hierarchie führen sollte, stand im
Mittelpunkt seiner Seelsorgetätigkeit. Sein prononcierter Antibolschewismus ließ
kurz vor und nach der nationalsozialistischen Machtergreifung Anknüpfungspunkte
zur Partei Hitlers möglich werden. Erst als es seit Mitte der dreißiger Jahre
zum verstärkten Kirchenkampf des NS-Regimes kam, nahm Sproll unmissverständlich
gegen dessen Rechtsbrüche Stellung. So predigte er unermüdlich und verteidigte
die Rechte der Kirche, wo immer es ging. Ein besonderes Anliegen waren ihm dabei
auch die Jugendlichen, die er vor allem auf den zahlreich organisierten
Jugendtagen zu erreichen versuchte. Zu den seinerzeit veranstalteten Bischofs-
und Jugendtagen kamen viele Tausend Zuhörer. Nachdem er der Volksabstimmung zum
"Anschluss" Österreichs am 10.04.1938 aus Gewissensgründen
ferngeblieben war, kam
es zu einem Ermittlungsverfahren wegen "Heimtücke" gegen ihn. Bischof
Sproll wollte mit seinem Wahlboykott deutlich machen, dass er die Kopplung der
Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs mit der Volksabstimmung über den
"Großdeutschen Reichtstag" und mit der Zustimmung "für die Liste unseres Führers
Adolf Hitler", wie auf dem Stimmzettel vermerkt, nicht zustimmen konnte. Die
Partei inszenierte daraufhin ein großes Kesseltreiben gegen den Nicht-Wähler Sproll mit
Demonstrationen, Protestkundgebungen und der Erstürmung des Bischofshauses. Am
24. August 1938 wies das Kirchenministerium in Berlin mit ausdrücklichem
Einverständnis von Adolf Hitler den Rottenburger Bischof
Sproll aus seiner Diözese aus. Nach einer Odyssee über Freiburg, Bad Dürrheim,
Donaueschingen, Konstanz, Lindau, Augsburg, München, Starnberg und Bad
Wörishofen kam er schließlich am 13. September nach St. Ottilien. Dort fand er eine Bleibe und eine nicht selbstverständliche
Gastfreundschaft bei den Benediktinern in St. Ottilien und schließlich bei
katholischen Ordensfrauen in Krumbad, damals Kreis Krumbach, bei Memmingen. Trotz starker körperlicher Behinderung
kehrte er im Sommer 1945, am 12. Juni, auf seinen Bischofsstuhl zurück. Der Fastenhirtenbrief
vom 8. Februar 1949 über die christliche Erziehung der Jugend in der Familie
war sein letztes Wort an seine Diözesen. Seine hohe Popularität
machte ihn zu einem "Volks-", sein Widerstand im Dritten Reich zu
einem "Bekennerbischof". Am 4. März 1949 starb Bischof Dr. Joannes
Baptista Sproll. Er wurde am 8. März in der Bischofsgruft Sülchen bei
Rottenburg beigesetzt. Sein bischöflicher Wahlspruch war "Fortiter in
fide" - seid stark im Glauben!
Den Charakter des bedeutendsten Sohnes von
Schweinhausen schildert Pfr. i. R. Franz X. Schmid mit den nun folgenden
Episoden.
Bescheidenheit
Bischof Sproll war gut zu Fuß. So legte er den 7,5 Kilometer langen Weg von Schweinhausen in die
Lateinschule nach Biberach täglich zu Fuß zurück. Auch später, als Pfarrer von
Kirchen bei Ehingen (1909 bis 1912) ging er im Sommer barfuß in seine fünf
Filialen, also Teilorte der Pfarrei, in denen er Gottesdienst feierte. Er wollte
so die Schuhe schonen.
Wenn er bei seinem Freund Dekan Oskar Gageur in Ulm einen Besuch machte, klopfte
er vor dem Läuten an der Hausglocke an das Küchenfenster und bat das
Dienstmädchen des Dekans, Fanny Schmid, der Mutter von Pfr. Franz X. Schmid, um
ein wirklich bescheidenes Mahl: "Fanny, mach mir au Pfannekuche".
Humor
Einem Priester, so schildert es Franz X. Schmid, der sich rühmte, keine
Feinde zu haben, sagte Bischof Sproll: "Wenn Se ema Johr koine Feind hend, mieset Se an
a andere Stell".
Einem anderen, der jammerte, dass seine Pfarrei geradezu ein Martyrium sei,
sagte er: "Gott sei Dank, noach krieget ma en Märtyrer, mir hand sowieso
no koin en onserer Diözese".
Aus obigen Zitaten wird auch schon deutlich, dass der Bischof seine Heimat auch
in seiner Sprache nicht verleugnete. So ist von ihm überliefert, dass er auf
dem Schönenberg bei Ellwangen einigen Katechetinnen den Rat gegeben haben soll:
"Schwätzet mit eire Kinder au schwäbisch".
Sogar auf dem Sterbebett hat ihn offensichtlich sein Humor nicht verlassen. Wohl
wissend, dass er nicht mehr lange zu leben habe, betete er kurz vor seinem Tod
im Frühjahr 1949: "Gott sei mir gnädig ond de Rotteburger, damit se
d'Fasnet halta kennet". Wäre der Bischof während der Fasnet gestorben,
hätte man wohl die Festivitäten abgesagt. Tatsächlich verstarb er dann auch
erst nach dem Aschermittwoch 1949.
Mut und Zivilcourage
Immer wieder wies Bischof Sproll auf die Gefahren des Nationalsozialismus
hin, selbst wenn er - als überzeugter Antikommunist - anfangs durchaus hoffte,
dass die Nationalsozialisten den Kommunismus aufhalten würde.
Schon früh warnte er allerdings auch, dass man den Nazis nicht trauen könne.