Auferstehung in der
Bibel
In den Evangelien wird durchaus nicht einheitlich von der
Auferstehung (oder Auferweckung) Jesu berichtet. Der eigentliche Vorgang wird
nirgends geschildert. Die Zeugen sind unterschiedliche (wobei allerdings immer
Frauen eine zentrale Rolle als Erstzeuginnen spielen). Das "leere Grab" wird
unterschiedlich geschildert. Einig sind sich allerdings alle biblischen
Schriftsteller, dass Jesus auferstanden ist, dass er den Jüngern erschienen ist
(historisch ist die Auferstehungserfahrung der Jünger Jesu). Diese Erfahrung des
Auferstandenen, sein Erscheinen wird ebenfalls so geschildert, dass es nicht
einfach eine körperliche Erfahrung ist. So erkennt Maria aus Magdala Jesus
daran, dass er ihren Namen nennt, obwohl sie zuvor schon mit ihm gesprochen hat
und ihn als Gärtner wahrnahm (vgl. Joh 20, 11-18). Die Emmaus-Jünger unterhalten
sich nach Lk 24, 13-35 schon längere Zeit mit Jesus, bevor sie ihn am
Brotbrechen (Hinweis auf das Letzte Abendmahl als Zeichen des Neuen Bundes)
erkennen. Auch Paulus spricht im ersten Korintherbrief (1 Kor 15, 3-8) davon,
dass Jesus erschienen ist (u. a. auch ihm als dem "geringsten der Apostel", der
"Missgeburt", wie er schreibt). Die "Erscheinung" wird aber nicht näherhin
beschrieben, wohl aber die Konsequenz, nämlich die entschiedene Nachfolge Jesu,
die Sammlungsbewegung nachdem er als Auferstandener erfahren wurde, die neue
Begeisterung (vgl. auch Pfingsten), die auf den als schändlich empfundenen Tod
folgte.
Argumente
für die Auferstehung Jesu
Gewiss, die Auferstehung oder
Auferweckung Jesu kann nicht und niemals bewiesen werden. Sie entzieht sich den
Raum-Zeit-Kategorien der Naturgesetzlichkeit und wäre somit selbst mit modernen
Methoden (etwa Video-Aufzeichnungen o. ä.) nicht festzuhalten.
Die
Auferstehung ist nur vermittels der Auferstehungserfahrungen der Jünger und Jüngerinnen
zugänglich. Diese Auferstehungserfahrungen können allerdings durchaus als
„historisch“ bezeichnet werden. Erst durch die Erfahrung des Auferstandenen
kam es dazu, dass die unmittelbar nach der Kreuzigung versprengte Anhängerschaft
Jesu sich wieder sammelte und letztlich das Christentum begründete.
So können die Argumente, die im folgenden aufgeführt sind, im Sinne einer
historischen Wissenschaftlichkeit höchstens als „Indizien“ verstanden
werden. Diese allerdings können den Glauben (!) an die Auferstehung Jesu
wenigstens als vernunftgemäß nachvollziehbar ergänzen.
- Historisch sind Tod und Begräbnis Jesu und damit Verzweiflung, Flucht,
Hoffnungslosigkeit der Anhänger Jesu, weil der Tod am Kreuz nach jüdischer
Vorstellung nicht nur die Strafe für ein Verbrechen, sondern gleichzeitig auch
die Verdammnis Gottes bedeutete (Wer am Kreuze hängt, ist von Gott verflucht;
vgl. Dtn 21, 22f). Mit dem Tod Jesu schien für seine Anhänger auch das
Anliegen Jesu quasi gestorben zu sein.
- Historisch ist die neue Be-Geisterung und Bewegung der Jünger, die nach den
Erscheinungen (vgl. Emmaus-Geschichte Lk 24, 13ff oder das Bekehrungserlebnis
des Paulus (Apg 9, 1-19a) feststellbar ist.
Für diese Frohbotschaft gehen die Anhänger Jesu schließlich sogar selbst in
den Tod (vgl. das Martyrium vieler Apostel, so etwa das des Petrus, der mit dem
Kopf nach unten gekreuzigt wurde oder das des Paulus, der geköpft wurde...).
- Die Auferstehung Jesu (ein Gekreuzigter!) entsprach nicht den jüdischen
Vorstellungen einer allgemeinen Auferstehung „am Ende der Zeiten“ und muss
so als „unerwartetes Ereignis“ die Jünger ergriffen haben.
- Die unterschiedlichen Berichte in den Evangelien zeigen keine erzwungenen
Harmonisierungsversuche, sondern verkünden letztlich im Kern die gemeinsame
Botschaft, dass der Gekreuzigte auferweckt wurde. Wenn die Auferstehung als
beabsichtigte und bewusst geplante Falschinformation von Seiten der Anhänger
Jesu erfunden worden wäre, hätten sie wohl größere Sorgfalt auf Übereinstimmung
in den Rahmenbedingungen gelegt.
- Erst durch die Auferstehung und die Erfahrung des Auferstandenen in den
Erscheinungen konnte aus dem gekreuzigten Jesus von Nazareth der Messias,
Christus, Sohn Gottes werden. Die Vorstellung, dass ein Gekreuzigter (und damit
von Gott als verflucht angesehener Mensch) der Messias oder Sohn Gottes sein
sollte, war geradezu absurd.
- Das Christentum als Bewegung beginnt erst mit Ostern, also der Auferstehung
Jesu und wirkt bis heute fort. Paulus behauptet gar, dass ohne die Auferstehung
der Glaube an Jesus Christus keine Bedeutung haben könnte.
am
Rande:
- Die von den Anhängern Jesu verkündigte Auferstehung Jesu wurde schon früh
in Zweifel gezogen. Nachfolgend seien einige Überlegungen, die im Zusammenhang
mit der Verteidigung oder Ablehnung der Botschaft von der Auferstehung genannt
wurden, aufgeführt.
- Oftmals wurde das „leere Grab“ als Beweis für die Auferstehung genannt.
Diese Argumentation wird mittlerweile nicht mehr geführt. Das leere Grab gilt höchstens
noch als Hinweis auf die Auferstehung.
- Das leere Grab ist als historisch anzusehen, wenngleich es nicht als Beweis für
die Auferstehung gelten kann. Frauen, die das leere Grab bezeugten, waren nach jüdischer
Vorstellung nicht zeugnisfähig. Wäre also das leere Grab eine bewusste Lüge
gewesen, hätte man sich bestimmt eher auf als zuverlässig geltende Zeugen, nämlich
Männer, besonnen.
- Gegen die Scheintodhypothese spricht der Lanzenstich am Kreuz.
- Gegen die Visionshypothese spricht, das zahlreiche Erscheinungen und Zeugen
genannt werden und dass die Erscheinungen zunächst eher Unglaube, gar Angst und
Schrecken hervorriefen und deutlich so berichtet sind, dass sie nicht
willentlich provoziert werden können (vgl. Theophanie-Modell)
- Gegen die Diebstahlshypothese spricht, dass diese nirgends explizit ausgeführt
wurde oder an anderer Stelle vermerkt worden wäre. Der Diebstahl wäre gewiss
entdeckt worden und wäre dann das Argument für die Gegner der Anhänger Jesu
gewesen.
Paulus
und die Auferstehungsgewissheit (1. Korintherbrief)
Über die Auferwckung Christi und
der Christen schreibt Paulus im ersten Korintherbrief im Kapitel 15 in
besonderer Ausführlichkeit. Dabei greift er zunächst auf ein schon ihm
überliefertes ("was auch ich empfangen habe") Glaubensbekenntnis (Fachbegriff
"Credo") in 1 Kor 15, 3 bis 8 zurück. In diesen Versen stellt er fest, dass
Christus ("für unsere Sünden") gestorben ist, begraben wurde, am
dritten Tage auferweckt wurde und dem Kephas (= Petrus), den
Zwölf, danach 500 Brüdern, Jakobus, allen Aposteln und schließlich ihm (Paulus
bei der Bekehrung vor Damaskus) erschienen ist. Wiederholt weist er
darauf hin, dass dies schon in Schrift stehe. Über die eigentliche Auferstehung
wird in den Evangelien und Briefen nur sehr wenig ausgesagt. Die Erscheinungen
Jesu werden allerdings mehrfach sehr plastisch geschildert, um die
Überzeugungskraft der Berichte zu verstärken. Dies gilt sowohl für die Perikope
im Johannes-Evangelium (Joh 20, 11-18), in der Maria aus Magdala Jesus erkennt,
also auch für die Emmausgeschichte (Lk 24, 13-35), wo Jesus erst nach dem
Brotbrechen offenbar wird. Dann aber sehr klar.
Die Botschaft und Überzeugung von der Auferstehung ist Kern des
christlichen Glaubens an Jesus Christus. Paulus zeigt dies in besonderer
Deutlichkeit im 1. Korintherbrief und dort im Kapitel 15. Er geht zunächst auf
die zentrale Bedeutung der Auferstehung ein (1 Kor 15, 1-10). Später geht er
auf die Heilsbedeutung der Auferstehung ein und schließlich gibt er gar
Gedanken wieder, wie man sich die Auferstehung vorstellen könne (1 Kor 15,
35-58). Die außergewöhnliche Bedeutung der Auferstehung für den Glauben
formuliert Paulus in 1 Kor 15,17: "Wenn
Christus nicht auferweckt wurde, ist euer Glaube nutzlos....
Christologischer
Aspekt
Unter dieser Überschrift soll
knapp skizziert werden, welche Bedeutung die Auferstehung für die außergewöhnliche
Stellung Jesu von Nazaret hat, der letztlich durch die Auferstehung zum Christus
wird. Immer dann, wenn von Christologie gesprochen wird, handelt es sich darum,
die Göttlichkeit Jesu zu ergründen.
-
Jesus ist in die göttliche Herrlichkeit und Unsterblichkeit übergegangen und
offenbart sich so endgültig als der Kyrios, der Messias, derjenige, der den Tod
überwindet.
- Seine Auferstehung ist Machttat Gottes und die Bestätigung des irdischen
Jesus, dessen Tod eben zunächst als schmachvoll und "Ablehnung" Gottes
interpretiert werden musste.
- Jesus wird vom Verkündiger des Reiches Gottes selbst zum Inhalt des Glaubens,
also
zum "verkündigten Christus".
- Tod und Auferstehung sind zwei Seiten des einen Ereignisses, in dem sich Jesus
für die Menschen hingibt und von Gott angenommen wird.
Soteriologischer
Aspekt (Heilsbedeutung)
Soteriologie
bedeutet so viel wie Heilslehre. Damit ist gemeint, dass die Existenz und die
Auferstehung Jesu Christi für den Glauben der Christen durchaus Heilsbedeutung,
also existentielle Bedeutung hat.
- Auferstehung Jesu ist Anfang der Neuschöpfung der Welt, Anfang der
Auferstehung aller Menschen und somit der Beginn der Heilszeit.
- Auferstehung eröffnet die Heilserfahrung aller Menschen in der Gegenwart und
führt zu Leben in Glaube, Hoffnung und Liebe.
- Die Auferstehung / Auferweckung Jesu begründet die Hoffnung auf die
Auferstehung aller Menschen nach deren irdischem Leben.
- So befreit die Gewissheit oder zumindest Aussicht auf die Auferstehung den
Menschen auch von der absoluten Bindung an die irdische Wirklichkeit und eröffnet
so neu ganz neue Perspektiven.
- Die Auferweckung zeigt Gottes Macht über Leben und Tod und zugleich die
Solidarität Gottes mit den Menschen.
- Die "Heilsbedeutung" des Todes und (vor allem) der Auferstehung Jesu legt
Paulus ebenfalls im 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Verse 12 bis 22 dar. Dabei
betont er die enge Verknüpfung der Auferstehung / Auferweckung Jesu mit der
Auferstehungshoffnung aller Menschen. Schließlich wird im Vers 22 betont, dass
Jesus als der "neue Adam" verstanden werden kann: In Adam mussten alle sterben,
in Christus werden alle lebendig gemacht.
- Gegenüber den Reinkarnationsvorstellungen in anderen Religionen ist das
Verständnis der Auferstehung Jesu und damit einhergehend die Hoffnung auf die
Auferstehung aller eine sehr persönliche Vorstellung. Der Mensch ist nicht in
Körper und Seele oder Geist getrennt (diese "wandern" in
Reinkarnationsvorstellungen), sondern der Mensch ist einmalig in seiner
Leib-Geist-Seele-Existenz.
ergänzt: Februar 2012