Jesus Christus - Annäherung an die Person

Jesus in unserer Lebenswelt - bekannt und fremd
Vermutlich ist Jesus die bekannteste Figur der Weltgeschichte. Die Diskussionen darum, ob er eine historische Gestalt ist oder nicht, sind weitgehend verstummt. Es gibt außerbiblische Quellen, die auf einen Chrestus oder einen Jesus hinweisen, der in römischer Zeit gelebt hat, Wunder gewirkt hat, die Menschen fasziniert hat und der den Kreuzestod erlitten hat. Diese und die biblischen Quellen sind historische Beweise seiner Existenz.
Inwiefern Jesus in unserer Lebenwelt vorkommt, ist nicht eindeutig zu beantworten. Es bekennen sich wohl mehr als 2 Milliarden Menschen als Christen und somit als diejenigen, die an Jesus von Nazaret als den auferstandenen Christus glauben. Auch im Islam und in anderen Religionen (so gilt Jesus auch im Hinduismus als eine der Awataras Krishnas) ist dieser Jesus bekannt.
Auf die Menschen unserer Zeit und in unserem westeuropäischen Umfeld wirkt er allerdings unterschiedliche Faszination aus. Viele Menschen sehen sich in seiner Nachfolge, anerkennen ihn und sein irdisches Wirken als nicht einholbares Vorbild, glauben, dass er auferstanden ist und Sohn Gottes ist. Andere sehen in ihm eine faszinierende Gestalt, die gute Ansätze hatte, wieder andere verstehen sein Wirken als revolutionär und somit als Vorbild für eine Revolutionen, um ungerechte Strukturen zu verändern bzw. abzuschaffen. Man weiß von ihm, kennt Geschichten und Gleichnisse, die er erzählt hat (v. a. die vom "verlorenen Sohn" oder vom "barmherzigen Samariter", weiß um die Bergpredigt und das Schicksal Jesu am Kreuz. Man kennt die Überzeugung, dass er auferstanden sein soll oder auferweckt wurde, wobei nicht alle dieser auch Glauben schenken. Man anerkennt die besondere Bedeutung und Faszination, die vom Menschen Jesus von Nazaret ausging, möchte diesem nacheifern, glaubt aber eben nicht immer, dass seine Auferstehung auch für uns die Aussicht und Hoffnung auf Auferstehung bedeutet. Dass Jesus auch in unserer Zeit noch große Faszination ausübt, lässt sich auch daran ersehen, wie vielfältig sich auch die Kunst mit Jesus noch immer auseinandersetzt. Die Darstellungen des Kreuzes üben dabei besondere Faszination auf und sind nicht selten Konzentration eines theologischen Verständnisses.

Historisch gesicherte Daten über Jesus
Der Versuch eine Biographie Jesu (in unserem neuzeitlichen Verständnis) zu schreiben, muss fehlschlagen. Dazu ist die Quellenlage (außerbiblisch) zu dünn oder zu sehr von der Botschaft, dem Kerygma, also der Verkündigungsabsicht, überformt (so die Bibel). Dennoch lassen sich als gesichert geltende Fakten ausmachen. Jesus wurde der Zeit zwischen 7 und 4 v. Chr. (Todesjahr des Herodes) geboren. Die falsche Einordnung in die Zeitrechnung (vor und nach Christus) geht auf einen Mönch zurück, der sich irgendwie verrechnet haben muss. Vor der Zeit Jesu (und auch noch danach) wurde die Zeiteinteilung häufig nach Regierungsjahren von Herrschern vorgenommen.
Sein Geburtsort ist vermutlich Nazaret (Bethlehem als Geburtsort hat wohl kerygmatische Funktion, weil Jesus als Nachfolger Davids in der Davidsstadt Bethlehem geboren sein sollte), vermutlich erlernte er, der Sohn Mariens, das Handwerk seines "Vaters" Joseph, der Bauhandwerker oder Zimmermann war.
Etwa im Alter von 30 Jahren begab er sich auf Wanderschaft, war dann so etwas wie Wanderprediger, der sich zunächst der Bewegung um Johannes dem Täufer anschloss, später selbst einen Jüngerkreis um sich scharte. Die Gleichnisse, die von Jesus berichtet werden, dürfen durchaus auch als historisch betrachtet werden, weil sie jeweils in einer bestimmten nachvollziehbaren Form erzählt wurden und so leicht einprägsam war. Auch gilt als gesichert, dass er als Wunderheiler bekannt wurde. In Auseinandersetzung mit der jüdischen Orthodoxie und vermutlich auch mit der römischen Besatzung kam es schließlich zur Verfolgung und Hinrichtung Jesu am Kreuz. Historisch gesichert darf durchaus auch die Begeisterung und Sammlungsbewegung, die sich nach dem Tode Jesu gebildet hatte, betrachtet werden. Dabei war Paulus, der ursprünglich eher die Christen verfolgte, die zentrale Gestaltung in der Verbreitung des Christentums im römischen Weltreich und in Rom selbst.
Außerbiblische Quellen sind u. a. von Tacitus, Sueton und von Flavius Josephus bekannt.
Ganz gewiss ist auch, dass sich Jesus immer als Jude verstand. Er lebte seinen jüdischen Glauben, war vermutlich gar in der Schrift ausgebildet, war beschnitten, besuchte die Synagoge und den Tempel, feierte die jüdischen Feste und beachtete das mosaische Gesetz. Es wäre falsch, ihn als ersten Christen zu verstehen. Dennoch war er auf der Suche, seinen Glauben in Bezug zu den Menschen zu setzen und seinen jüdischen Glauben zu reformieren und nach dem Willen des Vaters neu zu leben.
Jesus war so - wie viele seiner Glaubensgenossen - wohl nicht immer einverstanden mit der römischen Besatzung, unter der die Juden seit Pompeius ( 64 v. Chr.) zu leiden hatten.