Kleines Lexikon theologischer Fachbegriffe

Das "kleine Lexikon theologischer Fachbegriffe" kann auf den eigenen Rechner kopiert und ergänzt werden. Es soll einen Überblick über wichtige Fachbegriffe für die Lehrplaneinheiten "Gerechtigkeit" und "Die Frage nach Gott" geben, die für das Abitur 2005 als so genannte "Sternchenthemen" verpflichtet sind. Das "kleine Lexikon" versteht sich als Ergänzung des Unterrichts in den Kurshalbjahren 12/2 und 13/1.

Agnostizismus

Philosophische Lehre von der Unerkennbarkeit der Wirklichkeit, des Absoluten und Gottes, weil diese letztlich nicht durch Sinneserfahrung und Beweisbarkeit zugänglich sind. Der Agnostizismus lässt die Möglichkeit der Existenz Gottes offen; Agnostiker leben allerdings so, als ob es Gott nicht gäbe. Das Wort stammt aus der griechischen Sprache. Gnosis bedeutet Wissen bzw. Erkenntnis, Agnosis dann eben Nicht-Wissen.

Anthropologie

Lehre/Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklung (naturwissenschaftlich-biologisch, philosophisch und theologisch). Nach Feuerbach ist die Theologie (Lehr von Gott) in die Anthropologie (Lehre vom Menschen) aufzulösen. 
Christliche Anthropologie geht davon aus, dass der Mensch das Abbild Gottes ist (Gottebenbildlichkeit Gen 1,26f).

Anthropomorphismus

Anthropos (gr.) heißt der Mensch, Morphe (gr.) die Gestalt.
Anthropomorphismus bedeutet demnach, dass menschliche Eigenschaften auf andere Dinge übertragen werden, z. B. auf Gott. Tatsächlich zeigt das Gottesbild aller Religionen immer anthropomorphe Züge. Dies rührt allerdings u. a. daher, dass der Mensch eben nur begrenzte Möglichkeiten der Vorstellung und Beschreibung (Sprache, Kunst) von "Dingen" hat und somit quasi automatisch in Anthropomorphismen verfällt. Schon die Namensoffenbarung am "brennenden Dornbusch" zeigt, dass der Mensch sehr zurückhaltend in der Festlegung Gottes sein muss. Gott bleibt der Unverfügbare und letztlich menschlicher Beschreibung und damit Definition (Definition heißt wörtlich übersetzt "Begrenzung") entzogen. Deshalb offenbart sich Jahwe als "der, der ich sein werde". 

Aufklärung

Die Geistesbewegung des 17. / 18. Jahrhunderts wird Aufklärung genannt. Im Namen der autonomen Vernunft strebt die Aufklärung die Emanzipation und Befreiung von traditionellen Werten, Autoritäten und Institutionen an. Insbesondere gilt dies für eine Lösung von der Kirche als früher einmal zentrale Instanz der Wahrheits- und Wertevermittlung. Neben dieser Emanzipationsbestrebung zeigt die Aufklärung den Glauben an die unbegrenzten Möglichkeiten der Wissenschaft und einen expliziten Fortschrittsglauben. Für Immanuel Kant hat die Aufklärung eine sehr individuelle Note. In seinem Essay "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" definiert er: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit". Man könnte mit einem Sprichwort dieses Anliegen in anderen Worten ausdrücken: "Sapere aude", also "Hab Mut zu wissen" oder "Habe Mut, dich deines Verstandes zu bedienen". 

Atheismus

 

(Bewusste) Leugnung der Existenz Gottes. Der praktische Atheismus ist das Lebensgefühl in weiten Teilen der industrialisierten Welt, wo Konsum, Wohlstand und Wissenschaft Gott offensichtlich nicht mehr vorkommen lassen. Der theoretische oder polemische Atheismus ist die offensive Leugnung Gottes durch „Argumente“, die das Dasein Gottes widerlegen. Ziel dieser Form des Atheismus ist der Humanismus, also die Betonung der Bedeutung des Menschen. Vertreter sind u. a. Feuerbach: Gott als Wunschprojektion des Menschen; Marx: Gott als Opium des Volkes (insbes. des Proletariats); Freud: Gott als Zwangsneurose; Sartre: Ablehnung Gottes im Namen der Freiheit; wenn Gott existiert, ist der Mensch unfrei und ein Nichts. Vielfach ist auch ein moralischer Atheismus zu erkennen, der Gott angesichts des Leids in der Welt ablehnt (Borchert, Camus u. a.). Zudem gibt es den methodischen Atheismus der Naturwissenschaften, die ihren Auftrag erfüllen, ohne Gott zu berücksichtigen. Sie forschen, als ob es Gott nicht gäbe. Naturwissenschaftliche Erkenntnisse schließen Gott als die alles bestimmende Wirklichkeit aus. Sie begrenzen sich explizit nur auf die raum-zeitliche Dimension und haben keinen Anspruch, auch die Transzendenz zu erforschen. Dennoch sind viele Naturwissenschaftler gläubige Menschen.

Autonomie

Bestreben des Menschen, sich selbst Normen und Gesetze zu geben. Im Gegensatz dazu gibt es die Heteoronomie (Fremdgesetzgebung) oder die Theonomie (Gesetze werden von Gott vorgegeben).

Befreiungstheologie

Theologischer Ansatz, entstanden in Lateinamerika seit den 60er-Jahren des 20. Jahrhunderts, der in der Theologie und insbesondere in der Bibel (z. B. Exodus, Reich-Gottes-Botschaft Jesu) Ansatzpunkte sieht, die die Befreiungsbewegungen von Menschen aus Unterdrückung und Knechtschaft unterstützen. Vertreter u. a. Leonardo Boff. Vom kirchlichen Lehramt immer wieder abgelehnt, z. T. wurden Vertreter mit Sanktionen belegt. Die Anliegen der Befreiungstheologie wie Option für die Armen, Schaffung sozial gerechter Strukturen und Verhältnisse werden allerdings mittlerweile längst von Seiten der offiziellen Kirche vertreten.
Zentrale Gedanken der Befreiungstheologie sind die Wahrnehmung der bedrängten Lage der unterdrückten Völker oder Schichten (z. B. die Campesinos = lateinamerikanische Bauern); die Analyse der Armut als Resultat weltweit verankerter Strukturen von Ungerechtigkeit und Ausbeutung; die Verurteilung von "institutionaisierter Gewalt" und "struktureller Sünde" in diesen Strukturen der Ungerechtigkeit; die Solidarität der Kirche mit den Unterdrückten, wobei die vorrangige "Option für die Armen" geradezu zum Kennzeichen eines glaubhaften Christentums wird.

Deismus

Religiöse Anschauung, nach der Gott zwar die Welt erschaffen habe, sie dann allerdings sich selbst überlassen hat und nicht mehr – wie im Theismus angenommen – auf die Geschichte der Welt und der Menschen Einfluss nimmt. Der Deismus ist vor allem von Philosophen in der Zeit der Aufklärung (seit dem 17./18. Jahrhundert) vertreten worden. Auch heute sind viele Menschen, die zwar „irgendwie“ an Gott glauben, wohl als Deisten zu bezeichnen.

Dekalog

Die 10 Gebote (Ex 20 und Dtn 5)

do ut des

Entwicklung in einer Stufung der Gottesvorstellung, nach der Gott sich so verhält, wie sich der Mensch sich zu ihm verhält. Eine deutsche Übersetzung wäre wohl „Wie du mir, so ich dir“. Diese Haltung zeigt sich etwa auch im so genannten „Tun-Ergehen-Schema“, nach dem es dem Menschen nach seinen Taten ergeht.

Dualismus

Anschauung, nach der die Welt auf zwei einander entgegen gesetzten Prinzipien gründet. Im Berech der Anthropologie spricht man vielfach vom Dualismus von Leib und Seele oder von Geist und Materie. In der Religion wird unter Dualismus die Annahme von zwei konkurrierenden Prinzipien, die die Welt beherrschen, gesprochen. Als Metaphern für diesen Dualismus werden Licht und Finsternis, ein gutes und böses Prinzip usw. bemüht. Für manche ist der Dualismus eine Erklärung des Bösen und des Leids in der Welt im Gegensatz zum Guten und Schönen. Wenngleich etwa das Christentum eindeutig monotheistisch ist (und somit den Dualismus konsequent ablehnt), ist mit dem Motiv des Satan oder Widersachers (Teufel) durchaus ein "Relikt" eines Dualismus latent vorhanden.

Empirie

Erfahrung des Menschen; Erkenntnisse werden aus Erfahrung der Sinne gewonnen, nicht durch Herleitung (Deduktion) von Hypothesen. Empiristen lehnen auch die „Hypothese“ Gott ab, weil sie sich nur auf ihre Erfahrung verlassen wollen (vgl. Agnostiker).

Enzyklika

päpstliches Lehrschreiben; bekannte Enzykliken sind u. a. Rerum novarum (1891) von Papst Leo XIII oder Humanae vitae (1967) von Papst Paul VI.

ex iustitia

Im Gegensatz zur Hilfe "ex caritate" bezeichnet die Hilfe "ex iustititia" eine strukturelle Konzeption, die Not zu lindern. Das Prinzip dieses Ansatz ist die Gerechtigkeit (iustititia) bzw. der Versuch, gerechte Lebensverhältnisse zu schaffen.

Exil

 

Babylonisches Exil der Juden in Babylon nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems (und des von König Salomo erbauten Tempels) durch Nebukadnezzar II. Das Exil dauerte von 587 bis 538. Der persische König Kyros II ermöglichte die Rückkehr der jüdischen Oberschicht nach Jerusalem. Das Exil gilt als theologische Blütezeit der jüdischen Theologie. So entstand während dieser Zeit die Priesterschrift (erster Schöpfungsbericht!).

Exodus

Auszug aus der ägyptischen Gefangenschaft. Zentrales Ereignis in der Geschichte des jüdischen Volkes, das den Auszug und die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft auf das Eingreifen Gottes (JHWH), der sich Moses offenbarte, zurückführte. Religionsgeschichtlich gelang in der Zeit um 1400 v. Chr. einem jüdischen Stamm die Flucht aus der ägyptischen Abhängigkeit. Der Exodus (Auszug) wird im Buch Exodus ausführlich dargestellt. Kurz gefasst wird die Bedeutung des Exodus im so genannten „Kleinen heilsgeschichtlichen Credo“ in Dtn 26, 5-11 geschildert.

Finalitätsbeweis oder teleologischer Gottesbeweis

Einer der „quinque viae“, der fünf Gottesbeweise von Thomas von Aquin, die auf die „Erfahrung“ gründen. Die Erfahrung lehrt die Zielgerichtetheit (Finalität) aller Dinge und Wesen. Den letzten Grund, die letzte absolute Finalität sieht Thomas in Gott begründet. Kritisiert wird der Gottesbeweis, weil dieser aus raum-zeitlicher Erfahrung auf Transzendenz, also auf etwas, das diese raum-zeitliche Dimension übersteigt, schließt. Außerdem ist die Ziel- oder Zweckgerichtetheit aller Dinge in den Naturwissenschaften umstritten. Die Begriff finis (lat) und telos (gr.) bedeuten beide Ziel und Zweck.

Genesis

 

Erstes Buch der Bibel und des Pentateuch (= 5 Bücher Mose). Im Buch Genesis werden u. a. die Schöpfungsberichte, die Sintflut und die Patriarchengeschichten (Abraham, Isaak, Jakob, Josef) geschildert.

Gerechtigkeit

 

Gottesbeweise siehe Artikel "Gottesbeweise"

Hermeneutik, hermeneutischer Zirkel

geisteswissenschaftliche Methode, die auch in der Exegese (Auslegung der Bibel) verwendet wird. Der hermeneutische Zirkel geht von einem Vorverständnis (eines Kunstwerks, eines Textes usw.) aus und kommt über eine Sachanalyse (soziokultureller Hintergrund, literarische Analyse, historisch-kritische Methode mit Textkritik, Literarkritik, Gattungskritik und Redaktionskritik) zu einem „vertiefteren Verständnis“ und schließlich zu einer persönlichen Auseinandersetzung (Engagement) mit dem Gegenstand der Untersuchung.

Hilfe ex caritate

So werden die Hilfsmaßnahmen bezeichnet, die „ex caritate“, also aus Mitleid ergriffen werden. Im 19. Jahrhundert wurden etwa die Armenspeisungen, die Einrichtung von Waisenhäusern, die Bereitstellung von Wohnraum u. a. m. als Hilfe ex caritate bezeichnet. Weiterführend als diese Form der Linderung der Not und der Bekämpfung von Symptomen ungerechter Strukturen ist die Hilfe „ex iustitia“, also aus Gerechtigkeitserwägungen, die strukturelle Maßnahmen angeht und somit das Übel an der Wurzel packt und dessen Ursachen bekämpft (gerechte Lohnstrukturen, Mitarbeiterrechte, Verbot der Kinderarbeit, Familienlohn u. a. m.).

Immanenz, immanent

Immanenz bedeutet im Gegensatz zur Transzendenz die Innerweltlichkeit bzw. das „Innewohnen“, also Phänomene, die das menschliche Zusammenleben bzw. das Zusammenwirken von Partnern betrifft. Man spricht etwa von systemimmanenten Erscheinungen, wenn innerhalb einer Struktur Phänomene auftreten. Im Wirtschaftsliberalismus ist z. B. die ungleiche Verteilung von Reichtum systemimmanent, weil das Grundprinzip des Liberalismus das freie Spiel der wirtschaftlichen Kräfte ist, was automatisch zu Ungleichheiten führt.

Kapitalismus

So wird der Wirtschaftsliberalismus (und zuweilen auch die soziale Marktwirtschaft) kritisch genannt. Im Kapitalismus spielt das Kapital die zentrale Rolle in der Verteilung der Güter. Privateigentum, privates Unternehmertum, Gewinnmaximierung und Steuerung der Güterverteilung über den Markt (und damit Wettbewerbsordnung) sind wichtige Elemente des Kapitalismus. Karl Marx hat den Begriff im Wesentlichen geprägt und zugleich heftig kritisiert. Er wollte den Kapitalismus durch den Sozialismus ersetzen.

Kausalitätsbeweis

Nach Thomas v. Aquin ein Gottesbeweis seiner quinque viae. Alles hat eine wirkende Ursache (Kausalität). Nichts geschieht aus sich. Letztursache, ultima causa, letzter Grund, ist demnach Gott. Wie bei anderen Gottesbeweisen stützt sich Thomas auf Aristoteles, bei dem es heißt: „Mithin ist es notwendig, eine erste wirkende Ursache anzunehmen, die alle Gott nennen“.

Konsensargument

Gottesbeweis, der auf Cicero (1. vorchristl. Jahrhundert, röm. Philosoph und Staatsmann) zurückgeht. Aus der Übereinstimmung (consensus) aller Völker, dass Gott existiert, wird auf die Wirklichkeit Gottes geschlossen. 

Konsumismus

Geisteshaltung, die als Kennzeichen unserer Zeit gilt. Der Mensch lebt den Konsum, verschreibt sich dem Konsum und verhält sich so, dass er alles haben und nutzen möchte (konsumieren). Erich Fromm hat in seinem Buch „Haben oder Sein“ diese Geisteshaltung treffend charakterisiert.

Kontingenzerfahrung

Aus der Erfahrung der Kontingenz, der „Zufälligkeit“ des Lebens können Menschen Zugang zur Gottesfrage finden. Das lateinische Wort "contingere" heißt so viel wie "sich ereignen" oder "zukommen". Zufälligkeit ereignet sich allenthalben (Geburt, Partnerschaft, Leben und Sterben, Endlichkeit). So genannte Kontingenzerfahrungen gibt es vor allem im Leid, egal ob im persönlichen Leid, in Sinnkrisen oder in der Erfahrung des Leids überhaupt. Außerdem gibt es Kontingenzerfahrungen im Glück, also in erfreulichen Erfahrungen des Erfolgs, der Gesundung usw. Sowohl die Erfahrung der Unzulänglichkeit (auch dies kann mit Kontingenz bezeichnet werden), der Endlichkeit und der anscheinenden Sinnlosigkeit eröffnet die Frage, vielleicht sogar den Zugang zu Transzendenzerfahrungen, dass nämlich die Welt letztlich doch "in Ordnung" ist, einen Sinn hat und das momentane Leid nicht alles ist. Ebenso kann es in Glückserfahrungen die Ahnung von Transzendenz geben, dass nämlich die Zufälligkeit des Glücks im besten Sinne des Wortes zu-fällt, also vielleicht sogar Fügung ist.  Die Kontingenzerfahrung kann so zu der Überlegung und Überzeugung führen, dass Gott die Welt gestaltet und „in Händen hält“. „Der Mensch denkt, Gott lenkt“ lautet ein Sprichwort, das diese Erfahrung im Volksmund wiedergibt. Die Erfahrung, dass es im Chaos letztlich doch Ordnung gibt, vermittelt Peter L. Berger in seinem Buch "Auf den Spuren der Engel" mit dem Verhalten der Mutter, die ihr weinendes Kind damit tröstet, dass sie sagt: "Alles ist in Ordnung, alles ist wieder gut" und somit die Zuversicht in diese Ordnung vermittelt.

Kosmologischer Gottesbeweis

Die fünf Gottesbeweise des Thomas von Aquin werden auch als Kosmologischer Gottesbeweis zusammengefasst, weil sie alle auf Erfahrungen in der Welt (im Kosmos) beruhen. Kosmologie bedeutet eigentlich die Lehre vom Weltall / Universum.

Kulturkampf

Phase in der Bismarck’schen Politik, als nach der Reichsgründung (1871) Bismarck die Einflussnahme der katholischen Kirche auf die Gesellschaft zurückdrängen wollte. So wurde die Zivilehe eingeführt, die Schulaufsicht dem Staat übertragen, der Jesuitenorden verboten, der Kanzelparagraph erlassen (von der Kanzel darf keine politische Einflussnahme erfolgen). Ende der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts kam es zu einer Verständigung zwischen kath. Kirche (bzw. dem Zentrum als dessen parteipolitischer Kraft und Bismarck).

Marxismus

Philosophie, die auf Karl Marx (1818-1883) zurückgeht. Marx betonte, dass die Philosophen versucht hätten, die Welt zu erklären und zu verstehen, es komme aber darauf an, sie zu verändern. So ist seine Geschichtsphilosophie (Dialektik) in eine Wirtschaftstheorie übergegangen, nach der die Arbeit vor dem Kapital rangiert. Er wollte die Aufhebung des Privateigentums und die Revolution des Proletariats, um quasi paradiesische Verhältnisse der Gleichheit herzustellen. Seiner Theorie nach bereicherten sich die Kapitalisten dadurch, dass sie den „Mehrwert“ den Arbeiter erwirtschafteten, für sich reklamierten und damit die Arbeiter (das Proletariat) ausbeuteten. Marx prognostizierte den Niedergang dieses Systems durch die „Diktatur des Proletariats“, die schließlich zu einer klassen- und staatenlosen Gesellschaft führen sollte. Seine Ideen wurden prägend für den Sozialismus und Kommunismus, wurden allerdings im „real existierenden Sozialismus“ pervertiert und sind mittlerweile fast nur noch als Idee in der Geschichte der Menschheit lebendig. 

Materialismus

Geisteshaltung, nach der nur die Materie Grund aller Wirklichkeit ist. Geist wird als nicht-existent, weil nicht materiell greifbar, betrachtet. Heute wird der Begriff „Materialismus“ vor allem als praktischer Materialismus verstanden, der eine Lebensauffassung beschreibt, in der materielle Werte wie Genuss, Besitz, Konsum vor geistigen und moralischen Werten rangieren.

Metaphysik

Metaphysik bezeichnet die philosophischen Fragestellungen nach der Begründung der Wirklichkeit und nach dem Göttlichen. Wörtlich heißt Metaphysik "hinter oder nach der Physik", also die Natur überschreitend. Der Begriff stammt wohl von Aristoteles, von dem es ein gleichnamige Schriftensammlung gibt.

Monotheismus
(neu: 25. März 2005)

Glaube an einen einzigen Gott. Auch der jüdische Monotheismus hat sich aus der Verehrung eines Stammesgottes (Jahwe), neben dem allerdings durchaus noch andere Gottheiten anerkannt wurden über die Monolatrie, also die ausschließliche Verehrung eines Gottes aus der Schar der Gottheiten, bis zum konsequenten Monotheismus, also der Überzeugung, dass es tatsächlich nur einen einzigen Gott gibt (alle anderen, von anderen Völkern verehrten Götter wurden als Götzen abgelehnt) entwickelt. Der Monotheismus hat sich im Judentum erst nach dem babylonischen Exil (586-537) durchgesetzt. Monotheistische Religionen sind (im Unterschied zu polytheistischen Religionen, die an viele Gottheiten mit unterschiedlichen Aufgabengebieten glauben) das Judentum, das Christentum und der Islam.

Moral

Die Lehre von der Moral, den Verhaltens- und Einstellungsnormen, die nicht notwendiger Weise rechtlich abgesichert sind, wird als „Ethik“ bezeichnet. Mit Moral wird auch das sittliche Verhalten und Pflichtbewusstsein bezeichnet. Jemand hat „Moral bewiesen“, wenn tugendhaftes Verhalten gegen Leichtfertigkeit und nicht selten eigenen Vorteil steht.

Nachhaltigkeit

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist relativ jung. Allerdings wurde dieser schon lange Zeit in der Forstwirtschaft verwendet, wo Nachhaltigkeit bedeutete, dass nur soviel Bäume eingeschlagen wurden wie gleichzeitig wieder angepflanzt wurden. Nachhaltigkeit wird heute vornehmlich ökologisch verstanden, wobei der Begriff allerdings recht verstanden eine ökologische, ökonomische und soziale Dimension hat und bedeutet, dass unser Verhalten daraufhin geprüft werden soll, wie es sich auf nachfolgende Generationen auswirkt. Nachhaltigkeit will also die Lebenschancen zukünftiger Generationen erhalten.

negative Theologie

Reaktion darauf, dass Gott nicht letztlich verstanden und begriffen werden kann. Karl Barth hat „Gott als den ganz Anderen“ bezeichnet und damit jeglichem Definitionsversuch (Definition heißt eigentlich „Begrenzung“ oder Festlegung) eine Absage erteilt und  angedeutet, dass Gott unsere Vorstellungen immer übertrifft. Negative Theologie bedeutet demnach, dass von Gott nur gesagt werden könne, was er nicht ist (Despot, Richter, ....).

Offenbarung

Eine Offenbarung bedeutet, dass etwas Verborgenes aufgedeckt wird. So bedeutet der Begriff "Offenbarung" in der Theologie, dass Gott und dessen Heilsplan "aufgedeckt" werden soll. Der Begriff der Offenbarung wird im Zusammenhang mit der Bibel (AT und NT) verwendet, in der Gottes Heilshandeln an den Menschen offenbar wird. Auch Jesus Christus wird als endgültige Offenbarung Gottes bezeichnet, weil er in unüberbietbarer Weise verdeutlicht hat, wer Gott ist. Im Mittelpunkt der Offenbarung Gottes in Jesus Christus steht die Überzeugung, dass Gott die Liebe ist (so explizit in 1 Joh 4, 16b - 21).    

Ontologischer Gottesbeweis

Der "ontologische Gottesbeweis" (die Bezeichnung stammt von Immanuel Kant) geht auf Anselm von Canterbury (12. Jh.) zurück. Seine Argumentation war folgende. Gott muss als das größte Denkbare existieren. Gott ist das vollkommene Wesen, die Fülle des Seins, über das hinaus ein Größeres undenkbar ist. Aus der Idee des höchsten Wesens schließt Anselm dann auch dessen tatsächliche Existenz. 

Option für die Armen

Der Begriff "Option für die Armen" bedeutet, dass das Christentum und dessen gesellschaftliche Ausprägung in erster Linie sich den Entrechteten, Unterprivilegierten, Außenseitern und Armen widmen muss. Diese Ausrichtung, diese erste Priorität, die den Armen gilt, ist in der Reich-Gottes-Botschaft Jesu, in der Frohbotschaft (= Evangelium) begründet. Der Begriff der "Option für die Armen" kommt u. a. in Enzykliken vor und gilt als Grundprinzip der "Theologie der Befreiung".

Patchwork-Religiosität

 

Die Erscheinung, dass zusehends Religionen aus Versatzstücken unterschiedlicher religiöser Ansätze zusammengefügt werden und zu sehr persönlicher und individueller Religiosität führen. Autoritäten wie ein kirchliches Lehramt werden nicht mehr beachtet. So können etwa Elemente wie Reinkarnation oder esoterische Überzeugungen durchaus in eine grundsätzlich christliche Haltung "eingebaut" werden. Der Begriff "Patchwork-Religiosität" könnte mit dem Fachbegriff des "Synkretismus" verglichen werden. Die Patchwork-Religiosität gilt als signifikante Beschreibung der Glaubenswelt insbesondere von Jugendlichen, die "irgendwie" an Jesus glauben.    

Pantheismus

Nach der Vorstellung des Pantheismus ist Gott in allem. So sind Gott und die Natur, Gott und die Welt eins. Alles, was ist, ist Gott. Gott ist somit identisch mit dem All und der Natur. Gott und die Welt sind untrennbar und von einer Wesenheit. Eine Schöpfung hat nicht stattgefunden. Demnach wäre Gott also nicht transzendent (wie im Theismus), sondern immanent, also der Natur innewohnend.

Pauperismus

Begriff für die Massenarmut im 19. Jahrhundert im Zuge der industriellen Revolution und der Industrialisierung, verbunden mit Landflucht, Verelendung, Kinderarmut, Verlust sozialer Bindungen.

Pluralismus

Kennzeichen der „Moderne“. Unter Pluralismus versteht man die Vielzahl der Sinnangebote, mit denen sich der Mensch konfrontiert sieht. So sieht sich auch das Christentum mit einem Pluralismus der Weltanschauungen konfrontiert. Ein ehemals noch herrschendes „katholisches oder evangelisches Milieu“ gibt es nicht mehr.

Positivismus

 

Philosophie, die nur in dem unmittelbar Wahrgenommenen (Erfahrung und empirisches Wissen) eine sichere Grundlage der Erkenntnis sieht. Metaphysik wird abgelehnt. Der Empirismus ist eine vergleichbare Geisteshaltung. Begründet wurde der Positivismus von Auguste Comte (19. Jh.). Die Geisteshaltung der Gesellschaft des 20. und 21. Jahrhunderts wird oftmals auch als "vulgärer Positivismus" beschreiben. Damit ist eine Einstellung gemeint, die davon ausgeht, dass die Wirklichkeit rein objektiv und empirisch beschreibbar sei. Das Vertrauen auf die vermeintliche Allmacht von Wissenschaft und Technik verstellt dabei den Blick auf eine Dimension der menschlichen Existenz, die sich erst im Glauben eröffnet. 

Prinzipien der katholischen Soziallehre

Die Katholische Soziallehre gründet auf der Gottebenbildlichkeit des Menschen, die ihm eine ganz besondere Würde verleiht. Die Prinzipien der katholischen Soziallehre sind: Personalität, Solidarität, Subsidiarität und das Gemeinwohlprinzip. In jüngster Zeit wird meistens auch das Prinzip der Nachhaltigkeit als weiteres zentrales Element der kath. Soziallehre, die sich auf die Bibel und die Tradition (Enzykliken seit Rerum novarum im Jahre 1891) stützt. Als Vordenker der katholischen Soziallehre gilt der verstorbene Jesuit Oswald von Nell-Breuning (1890 bis 1991).

Projektion

Wunschvorstellung. Nach Ludwig Feuerbach ist Gott eine Projektion des Menschen, der alle seine Unzulänglichkeiten als Individuum auf Gott projiziert (der Mensch als Individuum ist endlich, unvollkommen, ohnmächtig; Gott wird als unendlich, vollkommen, allmächtig gedacht). Für Feuerbach verhindert die Projektion aller positiven Vollkommenheit auf Gott, dass der Mensch als Gattungswesen seine Möglichkeiten erkennt. Bekannt ist seine Formulierung in Anlehnung an den Schöpfungsbericht, wo es vom Menschen heißt, dass ihn Gott nach seinem Abbild erschaffen habe, dass – nach Feuerbach – der Mensch Gott nach seinem Bilde geschaffen habe. Das Anliegen des atheistischen Ansatzes von Feuerbach ist nach seinen Aussagen der „wahre Humanismus“, der die Selbstentzweiung des Menschen aufheben solle.  

Proletariat

Die Bezeichnung von Karl Marx für die Arbeiterschaft. Bekannt wurde der Begriff mit der Formulierung „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“, mit der das „Kommunistische Manifest“ von Marx und Engels (1848) schließt. Ursprünglich wurden die besitzlosen Bürger des antiken Rom als Proletarier bezeichnet.

Religionskritik
(im Überblick)
(neu: 25. März 2005)

Religionskritik, deren Konsequenz letztlich eine komplette Säkularisierung, also Verweltlichung bedeutet, gab es eigentlich schon immer in der Geschichte der Menschheit. Schon bei den Griechen (z. B. Demokrit, 470-380 v.Chr.) wurde der Glaube an die Götter als Konsequenz aus der Angst des Menschen vor Bestrafung oder Nachteilen im Leben oder nach dem Tod und als Folge der Furcht vor außergewöhnlichen Naturerscheinungen gesehen. 
In der Aufklärung (17./18. Jh.), die nach Kant "Licht in das Dunkel der Unwissenheit" bringen sollte, wurde dieser Prozess näher untersucht. Die Frühzeit der Geschichte, so wurde spekuliert, sei von den Tätigkeiten zahlreicher Kräfte und Mächte, Geister und Götter bestimmt gewesen. In der Neuzeit aber traten an deren Stelle natürliche Erklärungen für das innerweltliche Geschehen (Aufblühen der Naturwissenschaften). 
Für Karl Marx (1818-1883) wurde Religion zum "Opium des Volkes" (damit meint er die vertröstende Vorspiegelung der Illusion eines besseren Jenseits, das die Ungerechtigkeiten des Diesseits wieder ausgleichen würde), weil Religion dazu diene, die ungerechten Gesellschaftsstrukturen geduldig zu ertragen und damit die von Marx geforderte Revolution verhindere. Mit der Befreiung von der die Menschen unterdrückenden Gesellschaftsordnung, die die Religion sogar für ihre Zwecke instrumentalisiere (so gesehen versteht er Religion auch als Machtinstrument, um die geknechteten Proletarier ruhig zu halten), erübrige sich auch die Religion. Für ihn war Religion mit verantwortlich dafür, dass die Befreiung von Unterdrückung und Ausbeutung verhindert wurde. Die spätere Geschichte, etwa die des Christentums, hat gezeigt, dass der Glaube an Gott durchaus auch die Kraft der Befreiung von ungerechten Strukturen in sich trägt (so z. B. in der Theologie der Befreiung).
Für Ludwig Feuerbach (1804-1872), auf dessen philosophischen Ansatz der Religionskritik sich Marx berief, war Gott nichts Anderes als die wahre Wesenheit der Gattung Mensch. Der Glaube an Gott - so Feuerbach - führe deshalb zur Entzweiung des Menschen, weil der Mensch die eigentlichen Möglichkeiten des Menschseins und seine Wunschvorstellungen bzw. seine individuellen Erfahrungen von Endlichkeit, Unvollkommenheit usw. auf Gott projiziere (Projektionstheorie). 
Für Sigmund Freud (1856-1939) ist Religion Illusion und Resultat kindlicher Wunschvorstellungen, letztlich aber eine psychische Störung. Gott repräsentiert dabei den ursprünglichen Wunsch des Menschen nach Schutz und Sicherheit, der in der infantilen Hilflosigkeit begründet liegt. Gott wird dann als Ersatz für den autoritären und zugleich fürsorgenden Vater verstanden, der als "Über-Ich", also zur kontrollierenden und moralischen Instanz im Menschen wird. Damit ist der Glaube an Gott so etwas wie ein "Vaterkomplex", den der Mensch auch als Erwachsener nicht ablegt. So beschreibt Freud den Glauben an Gott letztlich als psychische Störung oder Krankheit, die es verhindert, dass der Mensch zur eigenständigen und Ich-bewussten Person reift. Der Mensch bleibt als an Gott Glaubender in einer "kindlichen Regression". 
Zudem fordert Freud, dass der Mensch einen Emanzipations- und Reifeprozess durchlaufen solle, der ihn automatisch von der Religion wegführen würde. Religion ist für ihn dahingehend "zwangsneurotisch", dass den (sexuellen) Wunschvorstellungen des "Es" (Triebhaftigkeit) ein übermächtiges und autoritäres "Über-Ich" mit strengen Moralvorstellungen gegenüber steht. Dieses Über-Ich, repräsentiert durch den autoritären Vater und später durch die Vorstellung vom "Vater-Gott" unterdrückt durch Drohung und Strafe die unbewussten Triebe des "Es". Die Unterdrückung der Triebe führt wiederum zu einer psychischen Erkrankung und neurotischem Verhalten, das Freude auch in rituellen Vollzügen wie etwa den Sakramenten sieht. Die Abkehr von der Religion und vom Vatergott ist seiner Ansicht nach zwar schmerzhaft, aber für einen psychischen Wachstums- und Reifungsprozess des Menschen unumgänglich.
Freud geht in seiner Analyse von Gottesbildern aus, die mittlerweile allerdings längst überwunden sein sollten. Tatsächlich wurde Gott früher oftmals als Richter, Aufseher und Angst machende Gestalt vermittelt. Tatsächlich wurden z. Zt. Freuds moralische Forderungen und Unterdrückung nicht selten mit Gott in Verbindung gebracht. So wurde Gott nicht nur in dieser Hinsicht "instrumentalisiert" und missbraucht, um eigene Vorstellungen zu rechtfertigen. Freud selbst hat wohl auch unter einem autoritären Vater gelitten. Zudem hat er sein sehr eng festgelegtes Gottesbild aus der Arbeit mit tatsächlich psychisch kranken Menschen gewonnen. Bedenkt man allerdings, dass sich das Gottesbild durchaus entwickeln kann (vgl. Oser/Gmünder), dann wird Gott nicht zu einem Angst machenden Über-Ich, sondern zu einem Gott, der auch aus psychischen Zwängen befreit und die Reifung des Menschen eröffnet.   
In unserer Zeit wird Religionskritik häufig mit Kirchenkritik (Vorwurf religiöser Gängelungen durch die Kirche und damit Begrenzung der menschlichen Autonomiebestrebungen) verstanden. 

Sakrament

Der Begriff Sakrament kann als "wirksames Zeichen der Gnade Gottes" definiert werden. Die katholische Kirche kennt sieben Sakramente (Taufe, Buße, Eucharistie, Firmung, Weihe (Diakonats-, Priester- und Bischofsweihe), Ehe und Krankensalbung. Die Kirche selbst wird als Grundsakrament verstanden, weil der Kirche selbst Heilswirksamkeit zugestanden wird. Jesus Christus ist nach diesem Verständnis das "Ursakrament" überhaupt.
Neben der Verkündigung und der Diakonie ist die Spendung der Sakramente und die Liturgie einer der wesentlicher Aufträge der Kirche.
Nach katholischem Verständnis ist die Gültigkeit der Sakramente unabhängig von der Disposition des Spenders. Ein Sakrament wirkt also "ex opere operato", wobei allerdings zu beachten ist, dass der Empfänger des Sakraments dessen Wirkung nicht entgegen steht.
Die Sakramente der katholischen Kirche (v. a. Taufe, Firmung, Ehe, Weihe) prägen zudem die Empfänger so sehr, dass diese Prägung als unauslöschlich gilt (character indelebilis) und das Sakrament nicht wiederholbar ist. Dieses unauslöschliche Prägemal gilt selbst dann, wenn - wie etwa bei einer kirchenrechtlichen Laisierung eines Priesters - der Empfänger des Sakraments der Priesterweihe kein kirchliches Amt oder eine kirchliche Beauftragung mehr inne hat und ausübt.
So ist auch das Ehesakrament einmalig, d.h. dass eine kirchliche geschlossene Ehe nicht geschieden werden kann ("was Gott verbunden hat, kann der Mensch nicht trennen"). Es kommt allerdings vor, dass eine kirchliche Eheschließung in einem Ehenichtigkeitsverfahren als nie geschlossen bewertet wird (wenn etwa wesentliche Voraussetzungen nicht vorliegen, z. B. Wille zum Kind). 

Säkularisierung

Verweltlichung, also der Prozess der zunehmenden Verdrängung religiösen Gedankenguts aus der Gesellschaft. In der Neuzeit sind Religion und kirchliche Autoritäten zusehends aus der Lebensgestaltung und Normfindung verdrängt worden. Auch der Verzicht auf die Berufung auf Gott in der Verfassung der Europäischen Union kann als Ausfluss der Säkularisierung verstanden werden.

Schechina 

Göttliche Gegenwart, Gottes Herrlichkeit. Wörtlich bedeutet Schechina die „Einwohnung Gottes“ in der Welt. Sie wird als weiblicher Aspekt Gottes verstanden. Schechina ist vielleicht mit dem christlichen „Heiligen Geist“ zu vergleichen, der ebenfalls die Präsenz Gottes in der Welt bedeutet.

Solidarität

Neben dem Personalitätsprinzip ist die Ergänzung durch das Solidaritätsprinzip Zentrum der katholischen Soziallehre. Die Solidarität meint die das Eigeninteresse übersteigende Gemeinschaft der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen, die notwendig ist, um die Gesellschaft nachhaltig positiv zu gestalten. So wird u. a. Solidarität der Generationen und Solidarität der unterschiedlichen Nationen gefordert, um etwa den Weltfrieden sicher stellen zu können. Das Solidaritätsprinzip beruht auf Gegenseitigkeit. Das Einzelpersonen haften für die Gemeinschaft und die Gemeinschaft tritt für Einzelpersonen ein.   

Sozialethik

Die evangelische Sozialethik ergibt sich aus den gemeinsamen Stellungnahmen zu gesellschaftlichen und politischen Fragen von evangelischen Christen aus deren Glauben heraus. Ein kirchliches Lehramt kennt die evangelische Sozialethik im Gegensatz zur katholischen Kirche nicht. Nach dem evangelischen Grundprinzip „sola scriptura“ (allein die Heilige Schrift) gilt allein die Bibel als Grundlage für die Entwicklung sozialethischer Prinzipien. Inhaltlich unterscheidet sich die evangelische Sozialethik nicht wesentlich von der katholischen Soziallehre. In einem gemeinsamen „Sozialwort“ der Kirchen mit dem Titel  „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ aus dem Jahre 1997 haben sich beide Kirchen in einem intensiven Dialog zu ethischen Fragen geäußert. Für die evangelische Kirche gelten insbesondere folgende Handlungsoptionen:
Es wird eine kooperative Struktur ökonomischen Handelns gefordert, in der Arbeit und Kapital sich gleichberechtigt aufeinander beziehen können.
Privateigentum wird vom christlichen Menschenbild her bejaht, aber seine Verwendung ausdrücklich und nachhaltig an den Nutzen für die Allgemeinheit gebunden. Eigentum darf kein Selbstzweck sein und muss sich als Mittel einer sich vor Gott und den Mitmenschen verantwortlich wissenden Haushalterschaft  verstehen. (vgl. Eigentum verpflichtet!)
Gewinn ohne Leistung, Spekulationen, hohe Managergehälter werden unter sozialethischer Perspektive abgelehnt. Es braucht ein gewisses Maß an Ungleichheit in der Gesellschaft, um Anreize für Leistung und Effizienz bereit zu stellen – aber dieses Maß ist deutlich begrenzt. Das Kriterium von John Rawls, dem gemäß die Ungleichheit gerade so groß sein darf, dass ihre Folgen den Schwächsten zugute kommen, ist auch ein gutes protestantisches Kriterium. Reichtum an sich hat keinen Wert.
Arbeit soll kein sinnentleertes Tun sein, sondern hat vom lutherischen reformatorischen Berufsgedanken her einen eigenen inneren Sinn und eine eigene Würde. Die Zerstörung des Berufsbewusstseins durch die Fragmentierung der Arbeitstätigkeiten - letztendlich vor allem auch durch lange Arbeitslosigkeit - bedroht die Menschlichkeit der Gesellschaft.
Und schließlich: Wirtschaftliches Handeln ist, wie Alfred Müller-Armack und Walter Eucken („Väter“ der sozialen Marktwirtschaft) gezeigt haben, nicht nur interessegeleitete Produktion innerhalb eines verselbständigten Systems, sondern ist als geistiges Handeln und von daher als kulturelle Praxis zu verstehen.
Kurz gesagt: Die Wirtschaft steht im Dienst der Menschen und muss sich hierauf auch immer wieder behaften lassen. Jede Vorstellung, dass sich das Wirtschaftssystem von Kultur und Gesellschaft entkoppelt, ist protestantischem sozialtethischem Denken fremd.
Quelle: http://www.ekd.de/vortraege/154_041117_huber_karrenberg.html

Spiritualität

Im Begriff der „Spiritualtität“ steckt das Wort „spiritus“, was so viel wie Geist bedeutet. Mit Spiritualität ist eine bestimmte Form der Glaubenshaltung gemeint. Insbesondere bedeutet Spiritualität, dass man Glauben und Leben in Einklang bringt, d. h. dass die Glaubensüberzeugung im Leben konkret und sichtbar wird. Zudem drückt sich Spiritualität im Gebet und in der besonderen Verehrung, etwa von Heiligen usw. aus. Eine Übersetzung könnte vielleicht der Begriff „Frömmigkeitshaltung“ sein. Eine besonders intensive Form der Spiritualität ist die „Mystik“, also die Versenkung in Gott, die die verstandesmäßige Erkenntnis übersteigt und zu einer oft unmittelbaren Erfahrung Gottes führt. Ziel des Mystikers und des sprituell leben Menschen ist die Begegnung mit Gott „im eigenen Herzen“. Methoden der Mystik sind Meditation und Askese, also Abkehr von der Welt. Als große Mystiker in der Kirchengeschichte werden u. a. Bernhard von Clairvaux, Hildegard von Bingen und Katharina von Siena genannt. Dass Mystik und Engagement in enger Verbindung stehen können, zeigt die Formulierung: "Je mystischer der Mensch ist, desto politischer wird er sein."  

Subsidiarität

Eines der Prinzipien der kath. Soziallehre. Subsidiarität bedeutet, dass die übergeordnete (staatliche) Instanz nur dann einzugreifen hat, wenn der Einzelne oder die untergeordnete Gemeinschaft nicht mehr aus eigener Kraft ihre Aufgaben bewältigen kann. Ziel der Subsidiarität ist es, so weit wie möglich die Freiheit und Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit des Einzelnen und kleinerer Gruppen zu bewahren. Staatliche (oder auch kirchlich organisierte) Hilfe wird nur dann angeboten, wenn unbedingt nötig. Das Prinzip dabei ist immer die „Hilfe zur Selbsthilfe“, d. h. dass die übergeordnete Instanz die Probleme nicht einfach löst, sondern Maßnahmen anbietet, damit die Bewältigung der Aufgabe der betreffenden Organisation allein möglich ist. Das Subsidiaritätsprinzip findet etwa auch in der Sozialversicherung oder in der Entwicklungshilfe Anwendung, ist also längst nicht mehr exklusive katholische „Lehre“.

Synkretismus

Verschmelzung verschiedener Religionen oder Zusammenfügung von Elementen aus verschiedenen Religionen in eine neue Religion. Wird oftmals auch als „Patchwork-Religiosität“ bezeichnet. Synkretismus hat immer schon in der Religionsgeschichte eine Rolle gespielt. So hat auch das Christentum durchaus „heidnische“ Elemente aufgegriffen und in den christlichen Glauben integriert. Problematisch wird Synkretismus dann, wenn nur aus Vorteilserwägungen verschiedene Elemente verwoben werden.

Szientismus

Der Szientismus (lat. scientia = Wissen[schaft]) bezeichnet eine Auffassung, die die Stellung der Wissenschaft im Bereich der Kultur überhöht, die Wissenschaft als einen absolut und bedingungsunabhängig positiven Wert betrachtet und annimmt, dass wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt von selbst heraus und unausweichlich kulturellen und sozialen Fortschritt zur Folge habe. Das Bild der Wissenschaft wird dabei häufig durch Reduktion auf die Besonderheiten bestimmter Disziplinen oder Gruppen von Disziplinen (Mathematik, mathematische Naturwissenschaft, sogenannte Strukturwissenschaften u.a.) zusätzlich verarmt und vereinseitigt. Mit dem Begriff des Szientismus wird häufig auch das bezeichnet, was mit "Wissenschaftsgläubigkeit", also die Überzeugung, dass die Wissenschaften genügen, um die Welt zu verstehen, bezeichnet wird.
Quelle: http://infos.aus-germanien.de/Szientismus

Tetragramm

Die hebräische Schrift kannte ursprünglich keine Vokale, sondern nur Konsonanten. So lässt sich auch die Vokalisierung des Gottesnamens JHWH nicht eindeutig bestimmen. Das Tetragramm sind die vier Buchstaben JHWH, die in der wissenschaftlichen Notation für den zumeist als Jahwe oder Jachwä vokalisierten Gottesnamen verwendet werden. Die Übersetzung des Tetragramms bereitet wohl noch größere Probleme als die Vokalisation. So liegen Übersetzungsvorschläge wie „Ich-bin-da“ oder „Ich werde sein, der ich sein werde“ oder „Ich bin der Seiende“ vorgeschlagen. Gemeingut ist allerdings, dass der im „brennenden Dornbusch“ offenbarte Gottesname JHWH (vgl. Ex 3,14f) sowohl die Nähe Gottes zu den Menschen (besonders zum „auserwählten Volk“ der Israeliten) als auch die Unverfügbarkeit Gottes zum Ausdruck bringt. Im Judentum wird aus Ehrfurcht der Name Gottes nicht ausgesprochen. Stattdessen wird meistens der Begriff Elohim (bedeutet „Oberster Richter der Menschheit“ bzw. Gott oder Gottheit) oder Adonai (bedeutet „Herr“) verwendet.

Theismus

Im Gegensatz zum Deismus, der weit verbreiteten Gottesvorstellung der Philosophen, geht der Theismus von einem personalen Gott aus, der als „Du“ angesprochen werden kann (dialogisches Verständnis). Zudem geht der Theismus davon aus, dass Gott „geschichtsmächtig“ ist, also auf die Geschicke der Welt und der Menschen Einfluss nimmt. Das Christentum, das Judentum und der Islam sind als theistische Religionen zu verstehen.

Theodizee

 

Die von G. W. Leibniz geprägte Begrifflichkeit für die „Rechtfertigung Gottes angesichts des Leids“. Die Theodizee gilt für viele als „Fels des Atheismus“ (Büchner), weil es keine befriedigende Antwort darauf gibt, wie es einen allgütigen und allmächtigen Gott geben kann, wenn so viel - auch von Menschen nicht verursachtes – Leid die Menschen bedrängt. Antwortversuche sind u. a. das so genannte Tun-Ergehen-Schema, der Verweis auf die Freiheit des Menschen (auch zum Bösen), der Hinweis auf ein größeres, den Menschen nicht einsichtiges Sinnganzes, ein dualistischer Ansatz (das Böse vom Satan oder Widersacher verursacht) usw. Heutige verantwortbare Theologie verweist darauf, dass es tatsächlich keine eingängige und überzeugende Antwort auf die Frage nach dem Leid gibt, dass es vielmehr gelte, alles daran zu setzen, Leid zu verhindern, wo immer es geht und mit den Menschen, die Leid und Übel erfahren, solidarisch (mit-leidend) zu sein. Ein Ansatz zur Deutung des Leids ist, dass Gott selbst das Leiden in Jesus Christus und dessen Kreuzestod auf sich genommen hat. 

Theonomie

 

Gesetze und Normen werden auf Gebote Gottes zurückgeführt. Gegensatz dazu ist die Autonomie (Selbstgesetzgebung) des Menschen. Als mögliche Synthese wird in der Theologie heute die „autonome Moral“ vertreten (begründet u. a. von Alfons Auer), die sich aber durchaus dem Evangelium und den sittlichen Weisungen aus dem AT (Dekalog) und v. a. der Bergpredigt verpflichtet sieht.

Transzendenz, transzendent:

Unter Transzendenz (von lat. transcedere: überschreiten) versteht man eine Instanz, die die irdische Wirklichkeit übersteigt. Der Mensch begreift sich als endliches, abhängiges Wesen, das ein die Grenzen der Innerweltlichkeit überschreitendes Prinzip (Gott, Weltgeist....) anerkennt.

Trinität

 

Trinität bedeutet die Dreifaltigkeit Gottes als Gott-Vater, Gott-Sohn und Heiliger Geist. Die Deutung der Dreifaltigkeit hat zu vielen theologischen Spekulationen geführt. Andere monotheistische (Monotheismus ist der Glaube an einen Gott!) wie der Islam oder das Judentum sehen in der Trinität schon polytheistische Züge (Polytheismus ist der Glaube an viele Götter). Die Trinität bedeutet allerdings in der theologischen Sprache, dass der eine Gott sich in drei Personen zeigt. Der Schöpfer und Sinn-Grund der Welt, Gott-Vater, die Offenbarung Gottes in Jesus Christus (die „Konkretisierung Gottes“) und die andauernde Präsenz Gottes in der Geschichte als „Heiliger Geist“. 

vernünftiges Vertrauen

 

Ein Begriff, den Hans Küng als Definition für „Glaube“ verwendet. Das Anliegen dieser Begrifflichkeit ist es, dass der Glaube, der letztlich nicht beweisbar ist und den Akt des Vertrauens fordert, dennoch vor der Vernunft gerechtfertigt werden kann. Anders ausgedrückt. Glaube als vernünftiges Vertrauen ist nicht „blind“, sondern Glaube mit „guten Gründen“.

Wirtschaftsliberalismus

Das auf Adam Smith (1723 – 1790) zurückgehende Wirtschaftssystem, das im freien Spiel der wirtschaftlichen Kräfte den Wohlstand für alle als möglich betrachtet. Grundlage des Wirtschaftsliberalismus ist die Arbeitsteilung und die Anerkennung von Märkten zum Warenaustausch. Die Produktionsfaktoren müssen im Privateigentum sein, damit wie von „unsichtbarer Hand“ das Einzelinteresse zum Wohl aller sich entwickelt. Freier Wettbewerb, Freihandel (ohne Zollbeschränkungen), Gewerbefreiheit, Privateigentum und die Entwicklung der Preise nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage sollen die Wirtschaftsordnung bestimmen. Der Wirtschaftsliberalismus sieht für den Staat die Aufgabe der Schaffung von Rahmenbedingungen. Ansonsten sollte sich dieser aus der Wirtschaft heraushalten (Nachtwächterstaat). Diese Haltung wird als „Laissez-faire-Prinzip“ bezeichnet. Rahmenbedingungen für eine gelingende Wirtschaft sind etwa die Schaffung der notwendigen Infrastruktur und die Sicherung des Friedens. 

Zedakah

Verpflichtendes, umfangreiches moralisches Konzept der Wohltätigkeit im Judentum. Sowohl der Geber als auch der Nehmer sollen sich dabei an ethische Regeln halten. Der Geber darf z.B. den Empfänger von Almosen nicht als minderwertig erachten, er darf ihn nicht spüren lassen, dass er arm ist. Der Nehmer sollte nur dann um Almosen und Wohltätigkeit bitten, wenn er sich wirklich nicht mehr anders helfen kann, selbst dann, wenn er deswegen die Schabbat-Gebote brechen müsste. Aber auf jeden Fall muss er Zedakah annehmen, bevor seine Gesundheit oder sogar sein Leben durch die Armut gefährdet wird, denn das wäre eine Sünde, da Gesundheit und Leben von Gott gegeben sind und nicht gering geachtet werden dürfen. Ein Jude ist nicht nur verpflichtet, gegenüber seinem eigenen Volk wohltätig zu sein, sondern gegenüber den Armen aller Völker. Der Begriff „Zedakah“ wird zuweilen auch als Gerechtigkeit verstanden.
In vielen Synagogen ist es üblich, am Nachmittag vor Jom Kippur Körbchen auf einem Tisch aufzustellen. Jedes Körbchen trägt den Namen einer Einrichtung (Schule, Kindergarten, Krankenhaus, Elternheim, etc.). Leute, die zum Gottesdienst kommen, legen Geld in die Körbchen.
Zedakah zu geben, ist eine Möglichkeit, am Jom Kippur um Verzeihung zu bitten.
Bevor sich die Familie am Vorabend des Jom Kippur zum Mahl zusammensetzt, kann eine kleine Summe für Zedakah beiseite gelegt werden.

Das kleine Lexikon theologischer Fachbegriffe wurde aus verschiedenen Quellen zur Verwendung für Schülerinnen und Schüler zusammengestellt. 
Die Quellenangaben sind nicht vollständig. Das Lexikon wird immer wieder ergänzt.
Günter Brutscher, Stand: 25. März 2005