Die Botschaft vom Reich
Gottes ist die Kernbotschaft Jesu. Diese wird nicht als Konzeption
vorgestellt, sondern in Gleichnissen, Situationen (z. B. Sündermahlzeiten)
und den Wundern Jesu konkret und erfahrbar.
Dennoch können einige wesentliche Elemente, also "Grundzüge" der
Reich-Gottes-Botschaft festgestellt werden.
- Das Reich Gottes ist kein politisches Reich, sondern will neue, bisher
unvorstellbare Beziehungen der Menschen untereinander und mit Gott lebendig
werden lassen. So ist das Böse, mit dem die Welt und die Menschen
konfrontiert sind, entmachtet. Zudem gilt das Reich Gottes allen Menschen
guten Willens und ist - nach Vorstellung Jesu - nicht dem "auserwählten
Volk" Israel vorbehalten (siehe unten).
- Die Botschaft vom Reich Gottes (oder - wie es im Matthäusevangelium heißt
- von der Gottesherrschaft) greift alttestamentliche Heilshoffnungen auf. Im
Reich Gottes sind die Übel und das Leid der Welt, wie Krankheiten, Bosheit,
Unbarmherzigkeit, Einsamkeit und Missachtung der Würde der Menschen
überwunden. Dagegen gelten neue Maßstäbe für die Beziehungen der Menschen
untereinander wie Gewaltlosigkeit, Nächsten- und Feindesliebe,
Barmherzigkeit und Versöhnung.
- Das Reich Gottes ist eine
Größe dieser Welt, allerdings noch unscheinbar und verborgen (vgl.
Senfkorngleichnis Mt 13, 31f und Gleichnis vom Sauerteig Mt 13, 33 und andere Gleichnisse). Die Gleichnisse insgesamt
weisen darauf hin, wie Jesu sich das Reich Gottes vorstellt (vgl. Lk 8, 9-10).
- Auch die Wunder, die von Jesus berichtet werden, machen deutlich, dass das
Reich Gottes in Anfängen schon gegenwärtig ist, selbst wenn die Vollendung
noch aussteht. Krankenheilungen überwinden konkretes Leid; Sündenvergebungen
eröffnen neue Perspektiven und ein neues Verhältnis zu Gott; mit den
mehrfach überlieferten Dämonenaustreibungen wird deutlich, dass das Böse
überwunden und entmachtet wird; Speisungswunder zeigen, dass Jesus
nicht nur das geistige Wohl, sondern auch das körperliche Heilsein der
Menschen möchte.
- Das Reich Gottes ist schon in Jesus angebrochen, aber noch nicht vollendet („eschatologischer
Vorbehalt“). Unter
Eschatologie versteht man die Lehre von den letzten Dingen, also auch die
Lehre vom Reich Gottes. "Eschatologischer Vorbehalt" bedeutet eben, dass das
Reich Gottes schon begonnen hat, allerdings „vorbehaltlich“ dessen letzter
Erfüllung, die nicht „von dieser Welt“ ist.
- Das Reich Gottes ist letztlich
Geschenk Gottes. Der Mensch allein kann das Reich Gottes nicht erarbeiten oder
verdienen. (vgl. dazu u. a. Mk 10, 17-27, wo es um „Reichtum und Nachfolge“
geht). Deutlich wird dieser Geschenkcharakter auch im Gleichnis vom verlorenen
Sohn oder barmherzigen Vater (Lk 15,11-32). Ohne Vorwurf und ohne
Leistungsforderung geht der Vater dem heimkehrenden Sohn auf eigene Initiative
entgegen und nimmt ihn wieder vorbehaltlos in die Gemeinschaft auf.
- Das Reich Gottes ist ein Angebot an die Menschen. Dieses fällt nicht immer
auf "fruchtbaren Boden" (vgl. Sämanngleichnis Mt 13, 1-9 und Deutung Mt 13,
18-23). Wenn diese Botschaft, dieser Samen des Reiches Gottes aber
aufgegriffen wird und reifen kann, dann ergibt es eine überreiche Frucht.
- Die Welt wird durch Gott zum Guten befreit. Ängste, Leid und Tod werden
letztlich überwunden, wodurch Mensch und Welt zum Heil finden. Dabei wird im
Verhalten Jesu deutlich, dass diese Befreiung zum Guten schon in dieser Welt
sein soll. So jedenfalls sind seine Zeichen und Heilungen zu verstehen, die ja
andeuten, dass irdisches Leid überwunden werden soll. Das Reich Gottes ist
also nicht einfach als Leben nach dem Tod gedacht.
- Das Reich Gottes bedeutet eine Umgestaltung und Verwandlung der Welt, sodass
Gerechtigkeit, Friede, Freiheit und Liebe herrschen. In diesem Zusammenhang
ist auch die Forderung der „Feindesliebe“ zu sehen, sodass das Reich
Gottes selbst den Feinden offen steht. Alle Völker sollen im Reich Gottes
vereint werden.
- In besonderer Weise gilt die Botschaft vom Reich Gottes und damit die
Zuwendung Gottes den "Verlorenen", den Entrechteten, denen, die am Rande der
Gesellschaft stehen.
- „GESETZ“ DER LIEBE und die Bergpredigt: Das Reich Gottes ist gekennzeichnet von der Güte und Barmherzigkeit Gottes. Es gilt das Gesetz der Liebe (Gott ist die Liebe), wobei der Mensch wichtiger ist als das Gesetz (vgl. Heilungen Jesu am Sabbat). In besonderer Weise wird das Außergewöhnliche der Reich-Gottes-Botschaft in der Bergpredigt (Mt 5-7), auch als "Rede von der wahren Gerechtigkeit" bezeichnet, verkündet. Die Bergrpredigt ist eine Sammlung von Jesusworten, die so nur bei Matthäus vorkommt (vgl. dazu die Feldrede bei Lk 6, 20-49). Neben den Seligpreisungen, die verdeutlichen, dass das Himmelreich (wie das Reich Gottes bei Mätthaus bezeichnet wird) den Barmherzigen, den Sanftmütigen, den Trauernden... in besonderer Weise zukommt, relativiert Jesus das mosaische Gesetz und überbietet es unter dem Aspekt der Liebe (bis hin zur Feindesliebe), die konkret werden solle im Leben und nicht nur als Gesetzeserfüllung verstanden werden soll. Dabei spricht man von einer "neuen Gerechtigkeit", die über das mosaische Gesetz hinausgeht (vgl. Perikope "Von der Vergeltung", Mt 5, 38-42). Gewiss wird über die Bergpredigt immer wieder diskutiert werden (vgl. Bismarck: "Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen"). Wenn diese Ethos der Bergpredigt aber befolgt würde (auch im Verhalten Einzelner), ändert sich die Welt und das Verhalten der Menschen zueinander. So kann man die Bergpredigt tatsächlich als "Aufforderung zur Nachfolge" verstehen. Jesus selbst möchte nämlich, dass die Menschen das Leben "in Fülle" haben, wie es im Johannesevangelium (Joh 10,10b) zum Ausdruck gebracht wird: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben."
-
ADRESSATEN: Ursprünglich hat Jesus sich wohl an das Volk Israel mit
seiner Botschaft gerichtet. Diese „Sammlungsbewegung des Volkes Israel“
drückt sich etwa auch in der Berufung der 12 Apostel aus, mit der Jesus an
die 12 Stämme Israels anknüpft.
Schon bald allerdings öffnet sich die Botschaft Jesus und geht auch an „Adressaten“
außerhalb des eigentlichen Volkes Israels.
Die Einladung zum Reich Gottes richtet schließlich an alle, Juden und „Heiden“,
v. a. auch an Sünder, Fremder, „Randständige“, Entrechtete, Kranke und
den „Menschen guten Willens“. In der Bergpredigt (Mt 5-7) wird so etwas
wie ein Programm des Reiches Gottes aufgestellt. Dort wird auch deutlich, wem
das Reich Gottes „offen steht“ (vgl. die Seligpreisungen Mt 5, 3-11), wo
denen, die arm sind vor Gott, den Trauernden, denen, die keine Gewalt
anwenden, denen, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit usw., das
Reich Gottes zugesagt (in jeweils unterschiedlichen Formulierungen). Dass die
Botschaft vom Reich Gottes an alle geht, zeigt sich etwa auch darin, dass
Jesus mit dem Zöllner Matthäus oder auch mit Zachäus auch offensichtliche
„Verräter“ des jüdischen Volkes anspricht. Beim Oberzöllner Zachäus (Lk
19, 1-10) lädt er gar sich selbst sein, um diesem die Chance zu geben, sein
Leben zu ändern.
Mit seinen „Sündermahlzeiten“ wendet er sich gegen geltende kultische
Reinheitsvorschriften. Sein Umgang mit der „Sünderin“ ist provozierend.
- Die Mahlgemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern und den „Sündern“
ist Zeichen und Vorwegnahme des endgültigen himmlischen Hochzeitsmahles im
Reich Gottes. Gleichzeitig ist diese Gemeinschaft ein Zeichen für die
Aufnahme der Verlorenen und der Sünder in die Heilsgemeinschaft mit Gott. So
wird Mahlgemeinschaft bei Jesus Zeichen des anbrechenden eschatologischen
Heils, der neuen Gemeinschaft mit Gott und der Gemeinschaft der Menschen
untereinander und somit Zeichen des anbrechenden Reiches Gottes.
- Nachdem es letztlich von Gott selbst errichtet wird, kann es weder durch
Gewalt noch durch fromme Bußübungen gewonnen werden. Jesus lehnt Gewalt
ab.
- Das Reich Gottes fordert allerdings die Entscheidung des Menschen zur
Umkehr (vgl. Mk 1,15). Die Umkehr kann auch verweigert werden. Jesus will
die Menschen für dieses Reich Gottes gewinnen ohne sie zu zwingen.
- Die Entscheidung für Jesus und das Reich Gottes bedeutet Loslösung von
natürlichen und sozialen Bindungen, in letzter Konsequenz die
Kreuzesnachfolge. Diese Vorstellung wird immer wieder deutlich und zeigt sich
schließlich auch im Schicksal der Märtyrer.
- Mit den Wundern, die von Jesus niemals als Erweis seiner besonderen
Sendung missbraucht wurden, wird deutlich, dass Jesus das Heil der Menschen
schon jetzt möchte. Menschen, die "von Dämonen besessen waren" (heute würde
von von psychischen Erkrankungen sprechen) waren nicht mehr "Herr" ihrer
selbst, galten als von Gott übergangen (Krankheit wurde immer auch als
Strafe Gottes interpretiert), waren aus der Gesellschaft und vom religiösen
Leben ausgeschlossen (wie auch Aussätzige) und konnten so kein
Selbstbewusstsein mehr entwickeln. Jesus gelang es, den Menschen wieder eine
Perspektive zu geben, ihnen die Würde zurückzugeben, ihre
Gottebenbildlichkeit wieder spürbar werden zu lassen. Mit den
Krankenheilungen und den Zeichen im Umfeld derselben (Wahrnehmung der
Berührung der blutflüssigen Frau, In-die-Mitte-stellen der gekrümmten Frau
in der Synagoge, Zugehen auf kranke oder sündige Menschen, dem Nennen ihrer
Namen, der Sendung nach ihrem Zuhause, Heilung am Sabbat) holt Jesus die
Menschen zurück in die Gemeinschaft und überwindet religiöse Vorurteile und
Festsetzungen (wie z. B. Verbot der Heilung am Sabbat).
Reich-Gottes-Vorstellungen
anderer Gruppierungen zur Zeit Jesu
-
Johannes der Täufer
Johannes
erwartet den baldigen Anbruch der Gottesherrschaft. Diese wird durch ein
Strafgericht eingeleitet, das erst einen neuen Bund mit Gott ermöglicht. Nur
wenige können vor dem Zorn Gottes bestehen. Die Zeitspanne, durch Buße und
Umkehr gerettet zu werden, ist knapp.
Jesus schließt sich ursprünglich der Bewegung Johannes des Täufers an
(er selbst sich selbst taufen). Schließlich löst er sich aber auch innerlich
von dieser Vorstellung der Reich-Gottes-Botschaft, bei der Strafe und Gericht
im Zentrum stehen. Für Jesus sind Liebe, Güte und Barmherzigkeit Gottes die
Kennzeichen der Botschaft vom Reich Gottes. Alles Leid, alle Tränen und alle
Qual wird enden.
-
Pharisäer
Oftmals werden die
Schriftgelehrten gemeinsam mit den Pharisäern genannt. Dies ist insofern
richtig, als die Schriftgelehrten, die man als die berufsmäßigen Theologen
bezeichnen kann, meistens zur Gruppe der Pharisäer gehörten. Diese wiederum
waren eine Laienbewegung im Gegensatz zu den Sadduzäern, die die
priesterliche Gruppe bildeten. Die Pharisäer wurden mit der Zeit zur
Gelehrtenzunft, also eigentlich zu Schriftgelehrten. Ihr Anliegen war es, die
strenge Gesetzestreue zu vermitteln und dafür Sorge zu tragen, dass die
Gesetze strengstens beachtet werden. Der eigentliche Tempelkult, also der
Besuch der Synagoge oder des Tempels mit Gebet und Schriftlesung, war ihnen
dagegen weniger wichtig
Die Pharisäer genossen in der Bevölkerung, insbesondere bei Ungebildeten,
aufgrund ihrer Gesetzeskenntnis große Autorität. Ihre Bemühungen waren
durchaus religiöser, nicht politischer Natur. In ihrer Auslegung des
alttestamentlichen Gesetzes war die buchstabengetreue Erfüllung höchstes
Ideal. So hatten die unzähligen Einzelvorschriften, die in der mündlichen
Überlieferung weitergegeben wurden, für sie dieselbe Geltung wie das
schriftliche Gesetz. Oftmals werden sie als Gegner Jesu dargestellt, ohne
ihren (z. T. allerdings übertriebenen) Eifer für die Religion zu würdigen.
Die Pharisäer wollen das ersehnte Kommen des Reiches Gottes (ein
alttestamentliches Motiv) durch vertiefte Frömmigkeit und strenge
Gesetzesbeobachtung beschleunigen. Für sie ist das Reich Gottes die
vollkommene Erfüllung der Thora (des mosaischen Gesetzes).
Jesus sieht das Reich Gottes mit seiner Person schon anfanghaft
verwirklicht. Letztlich kann dieses aber nicht durch religiös-ethische
Leistung geschaffen werden. Damit löst sich Jesus auch von dem
alttestamentlichen „Tun-Ergehen-Schema“. Die Abgrenzung Jesu gegenüber
den pharisäischen Vorstellungen wird immer wieder deutlich, wenn er etwa auch
am Sabbat Zeichen vollbringt.
-
Essener
Die Essener ziehen sich
aus der Welt und dem Tempelkult zurück. Sie lebten in quasi klosterähnlichen
Gemeinschaften. Durch strenge kultische Reinheitsvorschriften, Ehelosigkeit
und Armut wollen sie sich für den „Tag Jahwes“ vorbereiten. Sie verstehen
sich selbst als „Heiliger Rest Israels“ oder als „Söhne des Lichts“,
die sich von den „Söhnen der Finsternis“ abgrenzen müssen.
Jesus löst sich nicht von
der Welt. Übertriebene kultische Reinheit lehnt er ab. Seine Vorstellung vom
Reich Gottes richtet sich an alle Menschen und nicht nur an einen „heiligen
Rest“. Kultische Reinheit oder gar Abgrenzung sind ihm völlig fremd. Jesus
provoziert gar durch seinen Umgang mit Aussenseitern, Zöllner und Sündern,
die nach essenischer Vorstellung keinen „Zugang“ zum Reich Gottes hätten.
Seine „Sündermahlzeiten“ sind geradezu Vorwegnahme des Reiches Gottes.
- Zeloten
Die zelotische Bewegung begann ihren „terroristischen“ Widerstand mit
der Einführung der römischen Grund- und Kopfsteuer in Judäa im Jahre 6 n.
Chr. Sie sehen das Reich Gottes als politische Größe, die u. a.
Unabhängigkeit vom Römischen Reich und einen Neuaufbau des Reiches Davids
bedeutet (politische Theokratie). Ihre Messiaserwartung richtet sich auf einen
politischen Führer. Um dieses Reich Gottes zu erlangen, sind sie zu Gewalt
und terroristischen Aktionen bereit. Letztlich wollen sie durch eigene Taten
das Reich Gottes aufbauen. Widerstand gegen Rom ist für sie gar religiöse
Verpflichtung, weil der römische Kaiser für sich die Titel König und Herr
beansprucht, die nach jüdischer Vorstellung allerdings exklusiv Gott
vorbehalten sind. Die Zeloten sind somit so etwas wie Untergrundkämpfer für
das Reich Gottes ihrer Vorstellung. In den Jahren 66 bis 70 n. Chr. errangen
sich die Zeloten eine politisch führende Rolle und stürzten das Volk
letztlich in einen aussichtslosen Kampf gegen Rom, der mit der Zerstörung
Jerusalems durch Titus Flavius im Jahre 70 endete.
Jesus lehnt Gewalt ab. Er vertritt sogar die provozierende Forderung nach
der Feindesliebe (vgl. Mt 5, 38-42). Zudem wird seiner Vorstellung nach das
Reich Gottes durch Gottes Barmherzigkeit und Liebe geschenkt und ist nicht
durch Gewalt zu erreichen. Die Reich-Gottes-Botschaft Jesus bedeutet nicht,
dass das ehemalige politische Reich (nach dem Vorbild des Königs David im 10.
Jahrhundert v. Chr.) wieder aufgebaut werden soll, sondern ein radikal neues
Verhältnis der Menschen zu Gott und der Menschen untereinander. Das „Gesetz“
des jesuanischen Reiches Gottes ist die Liebe, nicht die (politische) Macht.
Letztlich ist das Reich Gottes, wie es Jesus in seiner Botschaft vertritt, gar
kein irdisches Reich, sondern unterliegt dem „eschatologischen Vorbehalt“,
d. h. obgleich es schon anfanghaft begonnen hat, harrt es der endgültigen
Verwirklichung, die nur durch Gott selbst erfolgen kann (Geschenk Gottes).
-
Sadduzäer
Die Sadduzäer sind als
theologisch konservative Gruppierung gegen Umkehr und Veränderung. Sie
rekrutierten sich vornehmlich aus Priestern. Die Sadduzäer genossen zwar
weniger Ansehen beim Volk wie die Pharisäer, beherrschten allerdings den
Hohen Rat. Sie ließen nur das geschriebene Gesetz Mose, den Pentateuch oder
die „Thora“, gelten. Sie sind vielmehr an Machterhalt und
Besitzstandswahrung interessiert. Sie kooperierten mit den Römern.
Für Jesus bedeutet das Reich Gottes eine radikale Umkehr hin zu
Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden und Gewaltlosigkeit. Das Reich Gottes wirkt
sich auf das Verhältnis der Menschen zueinander und gegenüber Gott aus.
-
Apokalyptiker
Diese
Gruppe verband die Hoffnung auf die große endgeschichtliche Wende und den
Anbruch der „Gottesherrschaft“ mit messianischen Erwartungen.
Charakteristisch ist die sogenannte „Zwei-Äonen-Lehre“. Der gegenwärtige
Äon (soviel wie Zeitalter) steht unter der Herrschaft Satans, die sich durch
Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Leid, Krankheit und Sünde zeigt. Der „kommende
Äon“, den Gott selbst oder sein Gesalbter heraufführen soll, ist
demgegenüber Ausdruck der Herrschaft Gottes, wesentlich gut, potenziertes
Leben und Glück. Zwischen dem derzeitigen Äon und dem zukünftigen steht
nach Vorstellung der Apokalyptiker ein „Gericht“ als kosmisches Ereignis,
bei dem die Guten belohnt und die Bösen bestraft werden.
Von Jesus ist eigentlich
nirgends ein derartig ausgeprägter „Dualismus“ (von gut und böse, Satans
Äon und Gottes Äon usw.) überliefert. Im Gegenteil. Er versucht, schon hier
anfanghaft mit seinen Zeichen und Wundern und mit seinem Verhalten eine Ahnung
vom Reich Gottes aufscheinen zu lassen. Die Welt ist nicht schlecht, sondern
zeigt schon Anfänge des Reiches Gottes. Damit lässt sich auch Jesus selbst
nicht als „Vertröster“ der Menschen auf ein Jenseits missbrauchen. Für
Jesus gibt es durchaus ein „Leben vor dem Tod“.